Sonntag, 24. Mai 2020

#005.2 – Sarah - Eiskaffee auf dem Balkon

#005.2 – Sarah - Eiskaffee auf dem Balkon

Dies ist das Zuhause der Menschen, Haustiere und
meiner Geschichten. :-)


Heute schreibe ich für Euch, wie es mit Sarahs Vorsatz, drei Wochen
zuckerfrei zu leben, weitergeht. Sie startet in die zuckerfreie Zeit
und hat Zweifel, ob sie es wirklich schaffen kann.
Sie wohnt im zweiten Stock rechts.
Eiskaffee auf dem Balkon


Hallo, ich bin es wieder: Sarah.
Die Sonne scheint, es ist Wochenende und ich sitze entspannt auf meinem Balkon unter dem Sonnenschirm und trinke Eiskaffee. Meine einzige echte Tätigkeit heute bestand darin, meine Kiste, in der ich Altpapier sammle, zum Müllplatz zu bringen. Dabei bin ich nur unserem Hauskater Spike begegnet, ungeschminkt, ohne irgendeine Art von Styling und bekleidet mit meinem Lieblingsshirt, auf dem „love what you do“ aufgedruckt ist. Spike mag mich trotzdem, ein Glück. Ach ja, und Pediküre habe ich im Hinblick auf die Sandalen-Saison erledigt und meine Fußnägel hübsch lackiert. Kennt Ihr auch solche Tage? Es fühlt sich wunderbar an.
Vor ungefähr zwei Jahren steckte ich am Anfang meines zuckerfrei-Experimentes, was ursprünglich für drei Wochen angedacht war. Da war ich überhaupt nicht entspannt. Hier ist wieder ein Auszug aus meinem damaligen Tagebuch:
Tag 1 – es wird ernst ….
Heute wachte  ich mit einem mulmigen Gefühl auf. Keine Süßigkeiten, nur Essen mit frischen Zutaten ohne zugesetzten Haushaltszucker würde ich essen und das drei Wochen lang. Die erste Hürde lauerte schon, kurz bevor ich das Haus verlassen habe. Ich griff automatisch zu dem fertigen Fruchtjoghurt, den ich fast jeden Tag mit ins Büro nehme. Die Zutatenliste war  ernüchternd. Diesen Joghurt werde ich in den nächsten drei Wochen nicht essen können, legte ihn aber trotzdem in meine Tasche, um ihn bei der Arbeit weiter zu verschenken. Stattdessen packte ich Käse-Stullen in meine Essensbox und nahm einiges an Obst mit. Die Süßigkeiten im Vorratsschrank in der Küche kann ich nicht verschenken, weil das andere Familienmitglied im Haushalt gerne nascht. Da muss ich stark bleiben und ihm die Leckereien überlassen. Das wird wahrscheinlich die schwierige Extrameile werden. 
Im Büro angekommen öffnete ich meine Schreibtischschublade. Zwei Packungen mit schokoladigen Keksen lachten mich an, wie erwartet. Zusammen mit dem Joghurt aus meiner Tasche trug ich zuckerhaltigen Schätze in die Küche. Auf den Verpackungen klebte jetzt ein gelber Zettel mit der Aufschrift: „Lasst es Euch gut schmecken, liebe Kollegen!“ Hoffentlich waren diese Leckereien weit genug von mir weg. Gegen 11.00 Uhr, als ich mir den zweiten Kaffee des Tages zubereitet habe, dachte ich sehnsüchtig an meine Kekse. Nein, ich würde stark bleiben!
Meine Mittagspause verbrachte ich im Drogeriemarkt nebenan, wie ich es mir vorgenommen hatte. Meine nette Kollegin, die mit mir in die Stadt zum Bäcker gehen wollte, hatte ich auf demnächst vertröstet. Im Drogeriemarkt untersuchte ich die Artikel im Naturkostregal. Es gab sogar Schokolade mit sehr wenig Zuckerzusatz und 85 % Kakao-Anteil. Einen kleinen Riegel zum Probieren und getrocknete Früchte kaufte ich letztendlich ein. Die Früchte halfen mir durch den hektischen Nachmittag mit zwei Meetings und diversen Extraaufgaben. Die Schokolade hatte ich probiert, sie schmeckte richtig übel, einfach nur bitter. Zum Glück waren meine Schubladenvorräte an Keksen in der Büroküche im Laufe des Tages wie von Zauberhand verschwunden, ansonsten wäre ich bestimmt wieder schwach geworden.
Abends im Supermarkt brauchte ich dreimal soviel Zeit wie sonst für meinen Einkauf, weil ich alle Zutatenlisten studierte. Es gab so gut wie gar nichts ohne Zuckerzusatz, eine einzige Sorte Brot habe ich gefunden. Ich hatte Naturjoghurt gekauft und werde meinen Fruchtjoghurt zukünftig selbst zusammenrühren. Ein Gefäß für den Transport ins Büro stand im Küchenschrank bereit. Zum Frühstück morgen früh wird es Porridge geben, dafür habe ich ein gutes Rezept gefunden. Ich werde zukünftig früher aufstehen müssen, damit ich diese ganzen zusätzlichen Handgriffe schaffe und rechtzeitig zur Arbeit komme. Erschöpft fuhr ich nach Hause und bin mir gerade überhaupt nicht sicher, ob ich diese Herausforderungen meistern werde.“
Damals hat sich diese Ernährungsumstellung wie ein Abenteuer angefühlt, so als wäre ich auf einer schwankenden Hängebrücke unterwegs. Die gewohnten Wege zu den Produkten, die ich sonst immer im Supermarkt eingekauft habe, funktionierten nicht mehr, überall lauerten Zuckerfallen. Das Gehirn musste sich sehr anstrengen, um zum Beispiel die kleine Schrift auf den Verpackungen zu entziffern und sich Alternativen zu gewohnten Gerichten und Snacks zu überlegen. Heute haben sich neue Gewohnheiten etabliert. Ich weiß mittlerweile, wo ich meine zuckerfreien Alternativen finden kann und was zuckerfrei richtig gut schmeckt, so dass diese Ernährungsform eine Bereicherung statt eines Verzichts geworden ist.
Einen Tipp für einen zu Hause selbst hergestellten Eiskaffee ohne Zuckerzusatz zum Genießen auf dem sonnigen Balkon habe ich für Euch:
Eiskaffee ohne Zucker
Normalen Kaffee kochen und kalt werden lassen (Variante koffeinfrei: Getreide-Land-Kaffee von einer bekannten Marke, auch bekannt als "Muggefug").
Den kalten Kaffee in Eiswürfelförmchen oder Muffin-Förmchen einfüllen und ins Gefrierfach stellen.
Die gewünschte Menge an Kaffee-Eiswürfeln in ein großes Glas drücken, mit gekühlter Milch oder Pflanzenmilch auffüllen (auch Sahne oder aufgeschäumte Milch kann natürlich, je nach Geschmack, verwendet werden).
Die Sonnenbrille aufsetzen und langsam an Deinem sonnigen Platz genießen, wenn das Getränk durch das Schmelzen der Kaffee-Eiswürfel immer mehr nach Kaffee schmeckt. Ab und zu umrühren, das Gesicht in die Sonne halten und sich des Lebens freuen.


Für diesen Ernährungsstil ist Vorplanung und meistens ein zeitlicher Vorlauf notwendig. Ich kaufe mittlerweile so gut wie keine Fertiggerichte mehr ein und stelle fast alles selbst her. Mein wöchentlicher Einkauf besteht fast ausschließlich aus Artikeln mit sehr kurzen Zutatenlisten. Am Anfang war es noch mühsam und anstrengend, es wurde aber immer entspannter. Außerdem werden die Geschmacksnerven auf diese Weise neu trainiert und sensibilisiert, was wahre Geschmacksexplosionen hervorrufen kann. Das war eine großartige Erfahrung für mich, aber davon berichte ich ein anderes Mal.
Fortsetzung folgt


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