#005.3
Sarah - Das Tal der Tränen
Dies ist das Zuhause der
Menschen, Haustiere und
meiner Geschichten. :-)
meiner Geschichten. :-)
Heute schreibe ich Euch
die weitere Entwicklung des zuckerfrei-Experimentes von Sarah.
Sie wohnt im zweiten Stock rechts.
Sie wohnt im zweiten Stock rechts.
Das Tal der Tränen
Hallo, da bin ich wieder
und berichte Euch, wie es mit meinem Ernährungsexperiment „drei
Wochen ohne Zucker“ weiterging.
Zumindest was mich
betrifft, halte ich Zucker wirklich für eine Art Droge, weil es
echte Entzugserscheinungen gab. Die ersten zwei Tage war ich noch
sehr bewusst und motiviert, danach begann das Tal der Tränen. Im
Rückblick bin ich sehr froh, dass ich es durchgehalten habe, trotz
enormer Stimmungsschwankungen und Kopfschmerzen. Ein kleiner Tipp für
Euch, wenn ihr eine schlechte Gewohnheit loswerden wollt: Ablenkung
hilft, ansonsten kreist diese eine Sache ständig im Kopf, die ihr
aus Eurem Leben verbannen wollt.
Während ich diese Zeilen
schreibe, scheint draußen die Sonne. Ich genieße ein langes
Wochenende mit Feiertag. Gestern hatte ich Besuch zu einem späten
gemütlichen Frühstück. Im Vergleich zu der Zeit vor meiner
Ernährungsumstellung stehen heutzutage andere Dinge auf meinem
Frühstückstisch. Meine Freunde akzeptieren es, dass ich keine
Marmelade mehr kaufe, statt dessen gibt es z. B. frischen Obstsalat
und leckeren Käse von der Käsetheke. Manchmal bereite ich
Pfannkuchen oder Waffeln aus einem Teig mit pürierten Bananen zu,
dazu gibt es selbst hergestelltes Apfelkompott ohne Zuckerzusatz.
Niemand, der mich besucht, scheint etwas zu vermissen. Im Gegenteil,
es gab – auch auf Rückfragen – stets ein positives Feedback.
Wenn allerdings jemand
zur Kaffeezeit vorbeikommt, habe ich natürlich in meiner Naschkiste
normale Süßigkeiten, neben der Schokolade mit 85 bis 90 Prozent
Kakao-Anteil, die ich gerne esse. Nach fast zwei Jahren habe ich kein
Bedürfnis danach, die üblichen Süßigkeiten selbst zu essen, sie
können wochenlang in der geblümten Dose liegen, ohne dass ich einen
Gedanken daran verschwende. Hätte mir jemand das erzählt, als ich
mit der Umstellung angefangen habe, hätte ich dieser Person kein
Wort geglaubt. Wie ich mein soziales Leben zuckerfrei organisiere und
welche Entwicklung sich in dieser Hinsicht vollzogen hat, berichte
ich zu einem späteren Zeitpunkt ausführlicher.
Hier ist wieder ein
Auszug aus meinem Tagebuch von damals. In diesem Auszug geht es um
die zum Glück kurze Phase des fast Durchdrehens:
„Tag 3 – ich bin
am Ende ….
Nachdem ich den Tag
gestern gut gemeistert habe und schon zeitweise dachte, so schwer sei
diese Ernährungsumstellung doch gar nicht, ist heute das innere
Chaos ausgebrochen.
Es fing damit an, dass
ich mit Kopfschmerzen aufwachte. Das kommt bei mir sehr selten vor.
Es pochte und dröhnte in meinem Kopf, ich konnte nicht wirklich klar
denken. Dazu kam ein enormes Selbstmitleid: Kein Marmeladen-Toast zum
Frühstück sondern Porridge-Pampe und vor mir ein herausfordernder
Arbeitstag. Auf der Agenda stand unter anderem ein wahrscheinlich
anstrengendes Meeting, natürlich mit den üblichen
Besprechungskeksen auf dem Tisch, die ich nicht anrühren wollte. Ich
würde sie gefühlt stundenlang wie ein hypnotisiertes Kaninchen
ansehen müssen und musste stark bleiben. Der innere Berg wuchs und
das Tal fühlte sich sehr tief und dunkel an.
Ich packte mir eine
Tablette gegen die Kopfschmerzen, Obst, den selbst zusammengerührten
Joghurt und Vollkornbrot ein, dabei tat ich mir selber unheimlich
leid. Düstere Gedanken begleiteten mich auf dem Weg ins Büro, die
Mitfahrer in der Bahn nervten mich durch ihre bloße Anwesenheit und
das bevorstehende Meeting wurde in meinem Kopf zu einem echten
Horror-Szenario, besonders die Besprechungssüßigkeiten fingen an,
ein Eigenleben als kleine kichernde Monster in meinem Innern zu
entwickeln. Absurderweise mögen die meisten Bürokollegen diese
Sorte Kekse noch nicht einmal. Es ist ein interessantes Phänomen,
dass die Teller nach der Besprechung oft leer sind, aber das nur als
Beobachtung nebenbei.
Im Büro angekommen
kochte ich mir einen Kräutertee, stellte ein imaginäres Stop-Schild
für negative Gedanken in meinem Kopf auf und nahm mir vor, heute
besonders viel Wasser wegen der Kopfschmerzen zu trinken. Einen
Schritt nach dem anderen, sagte ich mir selbst, jetzt erst einmal die
anderen Dinge erledigen, bevor das Meeting nachher startet. Auf dem
Weg in die Küche zum Wasserkocher traf ich meine Lieblingskollegin,
das baute mich auf. Sie erzählte mir eine nette Geschichte von ihrem
letzten Wochenende, die mich von meinem Selbstmitleid und den
Kopfschmerzen ablenkte. Ablenkung war das Stichwort, ich würde
versuchen, mich bei der Besprechung von den Süßigkeiten abzulenken.
Die voraussehbar teilweise sinnlosen Beiträge von einigen Personen
zu bestimmten Themen würde ich mit Abstand und Humor betrachten. Ich
könnte einen Platz am weitesten entfernt von dem Süßigkeiten-Teller
einnehmen. Das war ein guter Plan!
Jetzt – heute Abend
zu Hause – betrachtet, hat es einigermaßen funktioniert. Nachdem
ich meine Kollegin morgens getroffen hatte, habe ich wirklich eine
Sache nach der anderen erledigt, was das ständige innere Kreisen um
Süßigkeiten unterbrochen hat. Das Meeting lief wie erwartet mit
viel - aus meiner Sicht – sinnlosem Gerede, weil die beteiligten
Personen im Grunde kein Interesse daran hatten, irgendwelche Dinge
nachhaltig zu verändern. Also würde sich alles weiter drehen und
weitere Besprechungen mit Süßigkeiten-Tellern folgen, ein
wahrscheinlich endloser Kreislauf an Zeitverschwendung, zumindest was
dieses Thema betraf. Die Kunst besteht meiner Meinung nach darin, die
Dinge, die man nicht ändern kann, zu akzeptieren. Manchmal passieren
mit dieser inneren Haltung interessante, unerwartete Wendungen.
Wichtig für mich ist, dass mich solche Umstände nicht von meinen
ureigensten Vorsätzen abhalten, damit würde ich ihnen zu viel Macht
einräumen.
Über
Stimmungsschwankungen bei Zuckerentzug habe ich gelesen,
Kopfschmerzen treten ebenfalls bei vielen, die den Zuckerkonsum
reduzieren, auf. Also war es in diesem Sinne ein normaler Tag.
Ohne Kopfschmerzen,
die sich im Laufe des Tages verabschiedet hatten, ist so eine
differenzierte Betrachtung möglich. Innerlich angespannt, weil ich
meinem gewohnten Nasch-Ablenkungsmanöver nicht nachgeben wollte, ist
es sehr kräftezehrend, alles mit Abstand und Gelassenheit zu
betrachten, aber ich habe es geschafft, die Kekse den anderen zu
überlassen. Darauf bin ich verdammt stolz! Hier sind noch ein paar
Ideen für Ablenkungen, die ich mir während meiner Mittagspause
aufgeschrieben habe, falls mich der gewohnte Naschimpuls überrennen
möchte:
- ein Spaziergang in der Mittagspause
- mit unserem Hausmeister eine Runde über irgendwelchen Blödsinn lachen (hilft gegen jeden Quatsch im Büro)
- zum Hörer greifen und kurz meine Lieblingskollegin anrufen, die mich immer aufbaut. Das praktizieren wir sowieso schon seit einiger Zeit gegenseitig. Wir haben nicht nur gemeinsame Projekte sondern motivieren uns in kniffeligen Situationen – privat und beruflich
- tief durchatmen und mich auf meine Vorsätze konzentrieren (als Anker werde ich ab morgen in Sichtweite auf meinem Schreibtisch einen Apfel platzieren)
- eine Verabredung abends oder am kommenden Wochenende treffen, um mir neuen Zuspruch von meinen Freunden zu holen. Der Familienangehörige zu Hause ist momentan leider keine große Unterstützung und ist eher in seinem eigenen (beruflichen) Universum unterwegs.
- leckere, zuckerfreie Alternativen recherchieren und ausprobieren
Mal sehen, wie es
weitergeht. Es ist saumäßig schwer durchzuhalten, aber ich will es
unbedingt schaffen. Vielleicht ist es doch gar nicht so schlecht,
dass ich so ein Sturkopf bin!“
Solche Einträge finden
sich in meinem Tagebuch noch bis ca. Tag 6. Es war richtig schwierig
und ich war oft kurz davor, das Experiment abzubrechen, aber der
erwähnte Sturkopf hielt mich davon ab.
Hier
kommt das Porridge-Rezept, was ich an Tag 3 als „Pampe“
gezeichnet habe. Ohne Kopfschmerzen und Selbstmitleid schmeckt es
wirklich gut, besonders, wenn man es gewohnt ist, ein süßes
Frühstück morgens zu essen.
Porridge
mit Banane, Rosinen und Mandeln
Zutaten:
4
Esslöffel zarte Haferflocken
Milch oder Pflanzenmilch, z. B. Hafermilch
1 Esslöffel gehackte Mandeln
1 Banane
Rosinen, je nach Geschmack
Milch oder Pflanzenmilch, z. B. Hafermilch
1 Esslöffel gehackte Mandeln
1 Banane
Rosinen, je nach Geschmack
Die
Haferflocken und Mandeln in eine beschichtete Pfanne geben und ein
wenig auf dem Herd anrösten, Milch oder Hafermilch dazugeben,
Bananenstücke und Rosinen hinzufügen, umrühren und genießen.
Es
schmeckt sehr süß und erleichtert, gerade, wenn man mit dieser
Umstellung beginnt, den Start in den Tag. Seitdem sich meine
Geschmacksnerven verändert haben, lasse ich z. B. die Rosinen weg,
weil mir die Banane als süße Komponente vollkommen ausreicht. Das
regelmäßige Essen von Haferflocken hat bei mir außerdem einen
Effekt wie ein Haarwuchsmittel.
Fühlt
Ihr Euch inspiriert? Ich werde gleich noch Leckerlis an unseren Kater
Spike verteilen. Anschließend lese ich an diesem wunderschönen,
sonnigen Tag mein Buch zu Ende, dabei werde ich meine dunkle
Schokolade genießen. Angeblich ist diese Schokolade ein Baustein, um
uralt zu werden. Mal sehen, ob es klappt.
Fortsetzung folgt
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