Samstag, 5. September 2020

#006.1 - Sarah – Tagebucheintrag über krause Gedanken

 

#006.1 - Sarah – Tagebucheintrag über krause Gedanken


Dies ist das Zuhause der Menschen, Haustiere und
meiner Geschichten. :-)



Heute teilt Sarah ihre Gedanken mit Euch.
Sie wohnt im 2. Stock rechts.

Tagebucheintrag (ein Tag im Spätsommer): Krause Gedanken


Ein Spätsommertag

Als Teenager hatte ich mein Tagebuch „Theodor“ genannt. Ich weiß, das ist ziemlich albern. Damals schrieb ich die Einträge mit einem pinkfarbenen Kugelschreiber und wenn ich mich richtig erinnere, war ich meinen Mitschüler Stefan verliebt. Na ja,  …. Wer weiß, wo Stefan heute lebt und ob er ein glückliches Leben führt. 

Es ist Samstag Nachmittag und einer meiner Nachbarn schaut Fußball. Er ist ein echter Fan und kann sich immer richtig in das Spiel hinein steigern. Es ist nicht notwendig, auf einer Nachrichten App zu schauen, ob der Verein, für den er sich begeistert, gewonnen hat. Das bekommt jeder, der hier wohnt, hautnah mit, auch wenn diese Person gar keinen Fernseher besitzt bzw. komplett offline ist.

Heute bin ich sehr müde, denn ich habe eine anstrengende Arbeitswoche hinter mir. Es fällt mir schwer, vom „das muss ich noch alles vom Tisch bekommen“-Modus auf Wochenende umzuschalten. Das verursacht, zumindest bei mir, krause Gedanken im Kopf. Krause Gedanken, die bei mir immer aufkommen, wenn ich meine innere Mitte verlasse und irgendwie überhaupt keinen Plan mehr habe. „Wer bin ich? Was will ich eigentlich (außer schlafen)?“ Die Welt darf einfach einmal draußen bleiben und ich bin drinnen in meinem Kopf-Durcheinander, das überhaupt keinen Sinn ergibt.

Ein paar Sachen habe ich tatsächlich heute erledigt und, wenn ich ehrlich bin, reichen diese Erledigungen nach der letzten Woche vollkommen aus. Also, von der Seite ist alles entspannt.

Wenn ich nicht so müde wäre, hätte ich heute Abend gerne ein Rendezvous. Letztes Wochenende habe ich mir ein vollkommen unpraktisches, wunderschönes Kleid gekauft, das jetzt außen an meinem Schrank hängt, damit ich es immer ansehen kann. Keine Ahnung, ob ich es dieses Jahr noch anziehen werde. Es eignet sich aber hervorragend für ein Rendezvous. Ich weiß, heutzutage sagt man „Date“, das ist aus meiner Sicht kein schönes Wort für eine romantische Verabredung. Oder meine Vorstellungen einer Verabredung sind einfach anders als für andere. Vielleicht ist Romantik beim Kennenlernen nicht mehr angesagt? Ich weiß es einfach nicht. 

Könnte es sein, dass ich langsam wieder ein bisschen Lust habe zu flirten? Wollte mir das Kleid das damit sagen, als es so verführerisch hinter der Schaufensterscheibe hing? Bevor ich es kaufte, lief ich tagelang auf dem Weg zur Arbeit daran vorbei und dachte immer: „Ist das schön.“ Und es antwortete mir stets: „Kaufe mich, ich bin für Dich und Deinen Kleiderschrank bestimmt. Wir gehören zusammen und sollten gemeinsam Abenteuer erleben.“ Was soll ich sagen? Schlussendlich kaufte ich es und werde beobachten,  ob wirklich abenteuerlich Romantisches passieren wird. 

Gestern im Supermarkt hat mir ein attraktiver Mann ziemlich offensiv zu verstehen gegeben, dass ich ihm gefiel. Ich fand es lustig, dass er immer schaute, wo ich gerade war, und irgendwie Kontakt aufnehmen wollte. Das hat mir natürlich geschmeichelt, aber so richtig souverän war meine schüchterne Reaktion nicht. Eigentlich spricht gar nichts gegen einen netten Smalltalk vor der Backstation über zum Beispiel Brötchensorten etc. "Haben Sie schon einmal diese Dinkelbrötchen probiert? Sie sind sehr empfehlenswert...." Wer weiß, vielleicht hätten wir nach dem Einkauf einen Kaffee beim Bäcker zusammen getrunken und festgestellt, dass wir uns sympathisch sind. Ich bin wahrscheinlich aus der Übung, da ich mich vor zwei Jahren aus tiefster Überzeugung wieder für ein Single-Leben entschieden hatte. Nun kaufe ich mir romantische Sommerkleider, die schlecht ins Büro passen. Was will mir mein Unterbewusstsein damit sagen?

Als ich heute Vormittag in der Stadt unterwegs war und zwischendurch in meinem Lieblings-Café einen Kaffee trank, während aus dem Lautsprecher wunderschöne alte Film-Schnulzen tönten, hatte ich wieder das Gefühl, als gäbe es einen Plan für mich.

Till Brönner: Run to you

Auf Kitsch, sei es bei Kleidung oder Musik, reagiere ich gerade sehr stark und emotional. Bin ich vielleicht überarbeitet?

Heute teile ich meine krausen Gedanken mit Dir, Du geduldiges Papier (das reimt sich sogar). Es tut gut, diese Gedanken, die kreuz und quer durch Hirn und Herz sausen, einmal aufzuschreiben. Währenddessen lächele ich wieder mein neues Kleid an, nach meinem Gefühl lächelt es zurück. Gut, dass man nicht immer rational sein muss. Spike, der weise Kater, würde mir vollkommen zustimmen, da bin ich mir sicher.



Sonntag, einen Tag später, abends

Das Wochenende ist demnächst vorbei und morgen wird es im Büro wieder richtig zur Sache gehen. 

Heute war es mir ein echtes Bedürfnis, meinen Keller aufzuräumen. Das hat gut getan, einige "Altlasten" und schlichter Müll befindet sich jetzt im Müllbehälter draußen. Solche Aktionen lassen mich immer freier atmen als vorher. 

Alles in allem war es ein eher stilles Wochenende. Demnächst darf wieder mehr Aktion mit anderen stattfinden, wenn sich die anstrengende berufliche Phase etwas beruhigt hat. 

Meine abendliche entspannte Playlist, u. a.: 




Das Konzert hätte ich wahnsinnig gerne miterlebt. Candy and friends sind einfach großartig! Man beachte besonders den dunkelhäutigen Mann am Yamaha Keyboard, really great Chance Howard!

PS Candy trägt auch ein sehr unpraktisches Kleid! :-)

Fortsetzung folgt



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