Sonntag, 7. Juni 2020

#005.4 – Sarah – Humor als Waffe

Dies ist das Zuhause der Menschen, Haustiere und
meiner Geschichten. :-)


Hier geht es jetzt weiter mit der Schilderung von Sarahs Weg in die Zuckerfreiheit.
Sie wohnt im 2. Stock rechts.

Humor als Waffe



Hallo Ihr Lieben, hier melde ich mich wieder mit meiner Rückblende zu meiner Ernährungsumstellung in Richtung Zuckerfreiheit.
Draußen regnet und stürmt es. Als „echte“ Norddeutsche mag ich dieses Wetter. Es ist gemütlich, dann zu Hause zu sein, Tee zu trinken und dem trommelnden Regen, der gegen die Fensterscheiben prasselt, zu lauschen. Im Gegensatz zu früher, esse ich keine Kekse zu meinem Tee, stattdessen bereite ich mir einen Obstteller vor oder esse ein bis zwei Stückchen meiner dunklen Lieblingsschokolade. Nachdem ich gestern den ganzen Tag unterwegs war und erst meine Familie zum Mittagessen im Nachbarort besucht habe und nachmittags noch mit einer guten Freundin zu einem Spaziergang verabredet war, genieße ich heute die Stille in meiner Wohnung, die Windgeräusche und den prasselnden Regen. Dabei kann ich meine Gedanken treiben lassen und nehme Euch mit auf meine „zuckerfrei“-Reise.
Wie im vorherigen Kapitel beschrieben, ist der Anfang der schwierigste Teil. Das ist wohl immer so, wenn man eine „ungesunde“ Gewohnheit oder Lebensweise gehen lassen möchte. Das eingefahrene Denken spielt uns manchmal Streiche und will unbedingt zurück zu alten gewohnten Pfaden. Dazu habe ich einmal einen interessanten Vortrag eines Hirnforschers im Internet gehört, der sinngemäß lautete, dass die Gewohnheitsautobahnen im Kopf am wenigsten Energie verbrauchten, deshalb strebe der denkende Verstand immer diesen Zustand des Gewohnten an, auch wenn einem anderen Teil von uns bewusst sei, dass diese Gewohnheit oder was es auch immer sei, uns nicht gut tue. 
Dieses Wissen hilft mir mittlerweile, auch in anderen Bereichen meines Lebens Neuland zu betreten. Ich gehe für mich selbst sogar so weit, dass ich immer, wenn meine Gedanken bei neuen Vorhaben rebellieren, fest davon überzeugt bin, dass ich in diesem Moment am richtigen Ort bin oder das Richtige tue. Ich habe mich einfach nur von meiner Komfortzone entfernt und befinde mich in der Lernzone, die mein Gehirn ein wenig ausrasten lässt. Was nicht heißt, dass ich zu jeder Zeit perfekt darin bin. In müden oder abgespannten Phasen klappt das Durchhalten oder Weitergehen natürlich nicht immer. Aber wie bei dem Zuckerfrei-Experiment bleibe ich mir selbst gegenüber freundlich und nachsichtig und nehme den Faden später wieder auf, wenn ich mich wieder dazu in der Lage fühle.
Im Tal der Tränen habe ich für mich kleine Hilfen entwickelt um durchzuhalten. Beispielweise hilft Humor gegen destruktive Gedanken. Es ist prima, wenn es humorvolle Menschen und Situationen im Umfeld gibt, die diese negativen Gedankennebelwolken vertreiben können. Es gibt eine Geschichte, die ich erlebt habe, während ich das Tal der Tränen durchwanderte, die mich immer noch sehr zum Schmunzeln bringt. Hier ist wieder ein Eintrag aus meinem Tagebuch:
Tag 5 – der kleine Vogel auf dem Gehweg
Heute ist schon Tag 5. Ich bin sehr wackelig und unsicher, ob ich meinen Vorsatz durchziehen kann. Es kommt mir unglaublich lang vor, dass ich dieses Experiment noch über zwei Wochen durchhalten (muss?). Das Wort in Klammern hat mir mein Sturkopf diktiert, der meistens die Oberhand hat. Auch heute morgen bin ich mit schlechter Laune aufgewacht, das kenne ich schon aus den letzten Tagen. Selbstmitleid will immer wieder nach draußen und sich so richtig im Jammertal suhlen: Nie wieder Süßes, das Leben ist farb- und freudlos, hat keinen Glanz ohne Schokokugeln mit zartschmelzender Füllung oder süßen Käsekuchen mit Mandarinen.
In genau dieser Stimmung fuhr ich dann ins Büro. Ich hatte außerdem wieder leichte Kopfschmerzen und auf meinem Schreibtisch lagen diverse Vorgänge, die mich einfach nur nervten. Während ich schlechtgelaunt vor mich hin arbeitete (zum Glück war heute niemand in der Nähe, den ich damit mental herunterziehen konnte) öffnete sich meine Bürotür und unser wunderbarer Hausmeister stand im Türrahmen. 
„Auf dem Gehweg draußen liegt ein Vogelbaby, es ist wohl aus dem Nest geweht. Hast Du eine Idee, wie wir es retten können?“ Wohlgemerkt, es handelte sich nicht um ein vierjähriges Kindergartenkind sondern um einen erwachsenen Mann. Meine schlechte Laune war auf einen Schlag verschwunden. Zusammen mit ihm und einer anderen Kollegin gingen wir zu dem Vogelbaby nach draußen. Der Hausmeister telefonierte mit dem Tierheim. Laut Aussage der Tierexperten mussten wir es schaffen, den kleinen Vogel in einem Karton über die Straße zu tragen und dort unter dem Baum mit dem Vogelnest auf dem Rasen abzulegen. Es bestünde eine Chance, dass die Vogeleltern es auf dem Boden füttern würden. 
Die Absurdität dieser Situation hatte eine unglaubliche Komik. Es gelang uns wirklich den Vogel über die Straße zu bringen, weg fliegen konnte er ja noch nicht. Ich dachte an Katzen, die es bestimmt toll fänden, so eine leichte Beute zu erwischen und daran, dass drei erwachsene Menschen während ihrer Arbeitszeit ein Vogelbaby retteten. Andererseits im Nachhinein betrachtet, falls der Vogel überlebt haben sollte, was ich leider nicht weiß, war die Rettung sinnvoller als die Erstellung meiner langweiligen Tabelle, deren Daten sich sowieso ständig änderten. Das war eine herrliche Ablenkung von meinen ständig kreisenden dunklen Gedanken an Süßigkeiten. Unser Hausmeister, meine Kollegin und ich konnten herzlich über unsere Aktion und uns selbst lachen. Wer weiß, vielleicht hat der kleine Vogel wirklich überlebt, dank unseres heldenhaften Einsatzes.“
Hätte auf unserem Grundstück ein piepsendes Vogelbaby gehockt, der alte Kater Spike hätte sich diese Beute nicht entgehen lassen, da bin ich mir sicher. Vielleicht hätte er es ins Treppenhaus getragen und dem nächsten Nachbarn, der ihm ein Leckerli anbieten würde, als „Geschenk“ überreicht.
Jetzt wartet noch mein Mittagessen auf mich. Es ist sehr empfehlenswert, wenn man auf seine Ernährung achten möchte und so wie ich gerne Pasta isst, die Vollkornvariante zu wählen. Hier ist ein Rezept für ein schnelles, leckeres Mittagessen für einen verregneten Tag zu Hause. Diese Zutaten habe ich meistens im Kühl- bzw. Vorratsschrank:
Pasta mit Gemüse
Vollkornnudeln
Gemüse, z. B. Zuchini, Brokkoli, Möhren
Sahne (oder eine pflanzliche Alternative)
Tomatenmark, je nach Geschmack
Rapsöl zum Anbraten
Kräuter und Gewürze
Vollkornnudeln kochen, das Gemüse waschen und schneiden und in einer Pfanne anbraten, Sahne oder die pflanzliche Alternative zu dem Gemüse geben, etwas Tomatenmark dazugeben, die Soße mit Kräutern und Gewürzen abschmecken und ein wenig köcheln lassen.
Die Kochzeit beträgt ungefähr 10 – 15 Minuten.
Vom Zeitaufwand her entspricht es der Zubereitungszeit einer Tiefkühlpizza und ich kann es mir schnell wieder auf dem Sofa bequem machen und weiter den Wind in den Bäumen beobachten.
Ab Tag 6 begann mein damaliger Aufstieg in Richtung Gipfel, nach dem steinigen Weg aus schlechter Laune, Kopfschmerzen und den inneren Jammertiraden.


Fortsetzung folgt
Anmerkung der Autorin: Vielen Dank für das motivierende Feedback per Mail :-)



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen