Sonntag, 24. Mai 2020

#005.2 – Sarah - Eiskaffee auf dem Balkon

#005.2 – Sarah - Eiskaffee auf dem Balkon

Dies ist das Zuhause der Menschen, Haustiere und
meiner Geschichten. :-)


Heute schreibe ich für Euch, wie es mit Sarahs Vorsatz, drei Wochen
zuckerfrei zu leben, weitergeht. Sie startet in die zuckerfreie Zeit
und hat Zweifel, ob sie es wirklich schaffen kann.
Sie wohnt im zweiten Stock rechts.
Eiskaffee auf dem Balkon


Hallo, ich bin es wieder: Sarah.
Die Sonne scheint, es ist Wochenende und ich sitze entspannt auf meinem Balkon unter dem Sonnenschirm und trinke Eiskaffee. Meine einzige echte Tätigkeit heute bestand darin, meine Kiste, in der ich Altpapier sammle, zum Müllplatz zu bringen. Dabei bin ich nur unserem Hauskater Spike begegnet, ungeschminkt, ohne irgendeine Art von Styling und bekleidet mit meinem Lieblingsshirt, auf dem „love what you do“ aufgedruckt ist. Spike mag mich trotzdem, ein Glück. Ach ja, und Pediküre habe ich im Hinblick auf die Sandalen-Saison erledigt und meine Fußnägel hübsch lackiert. Kennt Ihr auch solche Tage? Es fühlt sich wunderbar an.
Vor ungefähr zwei Jahren steckte ich am Anfang meines zuckerfrei-Experimentes, was ursprünglich für drei Wochen angedacht war. Da war ich überhaupt nicht entspannt. Hier ist wieder ein Auszug aus meinem damaligen Tagebuch:
Tag 1 – es wird ernst ….
Heute wachte  ich mit einem mulmigen Gefühl auf. Keine Süßigkeiten, nur Essen mit frischen Zutaten ohne zugesetzten Haushaltszucker würde ich essen und das drei Wochen lang. Die erste Hürde lauerte schon, kurz bevor ich das Haus verlassen habe. Ich griff automatisch zu dem fertigen Fruchtjoghurt, den ich fast jeden Tag mit ins Büro nehme. Die Zutatenliste war  ernüchternd. Diesen Joghurt werde ich in den nächsten drei Wochen nicht essen können, legte ihn aber trotzdem in meine Tasche, um ihn bei der Arbeit weiter zu verschenken. Stattdessen packte ich Käse-Stullen in meine Essensbox und nahm einiges an Obst mit. Die Süßigkeiten im Vorratsschrank in der Küche kann ich nicht verschenken, weil das andere Familienmitglied im Haushalt gerne nascht. Da muss ich stark bleiben und ihm die Leckereien überlassen. Das wird wahrscheinlich die schwierige Extrameile werden. 
Im Büro angekommen öffnete ich meine Schreibtischschublade. Zwei Packungen mit schokoladigen Keksen lachten mich an, wie erwartet. Zusammen mit dem Joghurt aus meiner Tasche trug ich zuckerhaltigen Schätze in die Küche. Auf den Verpackungen klebte jetzt ein gelber Zettel mit der Aufschrift: „Lasst es Euch gut schmecken, liebe Kollegen!“ Hoffentlich waren diese Leckereien weit genug von mir weg. Gegen 11.00 Uhr, als ich mir den zweiten Kaffee des Tages zubereitet habe, dachte ich sehnsüchtig an meine Kekse. Nein, ich würde stark bleiben!
Meine Mittagspause verbrachte ich im Drogeriemarkt nebenan, wie ich es mir vorgenommen hatte. Meine nette Kollegin, die mit mir in die Stadt zum Bäcker gehen wollte, hatte ich auf demnächst vertröstet. Im Drogeriemarkt untersuchte ich die Artikel im Naturkostregal. Es gab sogar Schokolade mit sehr wenig Zuckerzusatz und 85 % Kakao-Anteil. Einen kleinen Riegel zum Probieren und getrocknete Früchte kaufte ich letztendlich ein. Die Früchte halfen mir durch den hektischen Nachmittag mit zwei Meetings und diversen Extraaufgaben. Die Schokolade hatte ich probiert, sie schmeckte richtig übel, einfach nur bitter. Zum Glück waren meine Schubladenvorräte an Keksen in der Büroküche im Laufe des Tages wie von Zauberhand verschwunden, ansonsten wäre ich bestimmt wieder schwach geworden.
Abends im Supermarkt brauchte ich dreimal soviel Zeit wie sonst für meinen Einkauf, weil ich alle Zutatenlisten studierte. Es gab so gut wie gar nichts ohne Zuckerzusatz, eine einzige Sorte Brot habe ich gefunden. Ich hatte Naturjoghurt gekauft und werde meinen Fruchtjoghurt zukünftig selbst zusammenrühren. Ein Gefäß für den Transport ins Büro stand im Küchenschrank bereit. Zum Frühstück morgen früh wird es Porridge geben, dafür habe ich ein gutes Rezept gefunden. Ich werde zukünftig früher aufstehen müssen, damit ich diese ganzen zusätzlichen Handgriffe schaffe und rechtzeitig zur Arbeit komme. Erschöpft fuhr ich nach Hause und bin mir gerade überhaupt nicht sicher, ob ich diese Herausforderungen meistern werde.“
Damals hat sich diese Ernährungsumstellung wie ein Abenteuer angefühlt, so als wäre ich auf einer schwankenden Hängebrücke unterwegs. Die gewohnten Wege zu den Produkten, die ich sonst immer im Supermarkt eingekauft habe, funktionierten nicht mehr, überall lauerten Zuckerfallen. Das Gehirn musste sich sehr anstrengen, um zum Beispiel die kleine Schrift auf den Verpackungen zu entziffern und sich Alternativen zu gewohnten Gerichten und Snacks zu überlegen. Heute haben sich neue Gewohnheiten etabliert. Ich weiß mittlerweile, wo ich meine zuckerfreien Alternativen finden kann und was zuckerfrei richtig gut schmeckt, so dass diese Ernährungsform eine Bereicherung statt eines Verzichts geworden ist.
Einen Tipp für einen zu Hause selbst hergestellten Eiskaffee ohne Zuckerzusatz zum Genießen auf dem sonnigen Balkon habe ich für Euch:
Eiskaffee ohne Zucker
Normalen Kaffee kochen und kalt werden lassen (Variante koffeinfrei: Getreide-Land-Kaffee von einer bekannten Marke, auch bekannt als "Muggefug").
Den kalten Kaffee in Eiswürfelförmchen oder Muffin-Förmchen einfüllen und ins Gefrierfach stellen.
Die gewünschte Menge an Kaffee-Eiswürfeln in ein großes Glas drücken, mit gekühlter Milch oder Pflanzenmilch auffüllen (auch Sahne oder aufgeschäumte Milch kann natürlich, je nach Geschmack, verwendet werden).
Die Sonnenbrille aufsetzen und langsam an Deinem sonnigen Platz genießen, wenn das Getränk durch das Schmelzen der Kaffee-Eiswürfel immer mehr nach Kaffee schmeckt. Ab und zu umrühren, das Gesicht in die Sonne halten und sich des Lebens freuen.


Für diesen Ernährungsstil ist Vorplanung und meistens ein zeitlicher Vorlauf notwendig. Ich kaufe mittlerweile so gut wie keine Fertiggerichte mehr ein und stelle fast alles selbst her. Mein wöchentlicher Einkauf besteht fast ausschließlich aus Artikeln mit sehr kurzen Zutatenlisten. Am Anfang war es noch mühsam und anstrengend, es wurde aber immer entspannter. Außerdem werden die Geschmacksnerven auf diese Weise neu trainiert und sensibilisiert, was wahre Geschmacksexplosionen hervorrufen kann. Das war eine großartige Erfahrung für mich, aber davon berichte ich ein anderes Mal.
Fortsetzung folgt


Sonntag, 17. Mai 2020

#005.1 – Sarah - Schokokuchen mit flüssigem Schokoladenkern

#005.1 – Sarah - Schokokuchen mit flüssigem Schokoladenkern

Dies ist das Zuhause der Menschen, Haustiere und
meiner Geschichten. :-)




Heute starte ich meine Reihe über das Thema zuckerfrei leben.
Sarah möchte ihre Ernährung umstellen und Süßigkeiten und den Zucker,
der oft Lebensmitteln als Geschmacksträger zugefügt wird,
aus Ihrer Küche und ihrem Leben verbannen.
Sie wohnt im 2. Stock rechts. 



Bestandsaufnahme





"Hallo, ich bin Sarah. Und ich bin zuckersüchtig.“
Nein, keine Angst, wir sitzen hier nicht in einer Art Stuhlkreis und erzählen uns gegenseitig Horrorgeschichten über Abstürze und persönliche Katastrophen. Also beginnen wir noch einmal:
Ich bin Sarah und wohne in einem Mehrfamilienhaus mit anderen Nachbarn und dem Kater Spike. Ich hatte irgendwann vor mehr als zwei Jahren festgestellt, dass ich anscheinend ohne dieses süße Zeug im Essen nicht wirklich existieren konnte. Ich weiß ja nicht, wie es Euch geht, aber ich war in dieser Hinsicht ferngesteuert (in Richtung Naschvorräte im Küchenschrank).
Zu dem Zeitpunkt hatte ich ein normales Gewicht, war gesund und konnte, ohne zu schnaufen, längere Zeit Rad fahren oder die Treppe zu meiner Wohnung hoch laufen. Also, alles unauffällig. Das einzige, was mich richtig störte, waren öfter Anflüge von Schwindel. Lange Zeit war ich der Meinung, dass dieses Phänomen meiner Wetterfühligkeit geschuldet war, heute weiß ich, dass es mit meiner Ernährung zu tun hatte. Es gab einfach Phasen, da kam ich ohne meine Kreislauftropfen nicht durch den Tag. Das störte mich sehr, weil ich lieber stabil und aktiv bin, statt schwindelig zu taumeln. 
Vor einigen Jahren, als ich noch mit einem Partner zusammengelebt habe, habe ich verschiedene Versuche unternommen, weniger zu naschen.
Zum Beispiel habe ich zeitweise die Süßigkeiten im Keller unseres Hauses gelagert. Wer etwas naschen wollte, musste die Treppe zum Vorratsraum im Keller herunter laufen. Mein Gedanke dabei war, dass man auf dem Weg dorthin noch überlegen würde, ob man wirklich Süßigkeiten essen möchte. Oder auch, dass ich vielleicht ab und zu faul sein könnte, diesen langen Weg inklusive Treppenstufen zurückzulegen und dass ich mir statt dessen ein Stück Obst aus der Küche nebenan holen würde. Nur für das Protokoll, der Weg in den Keller war nicht wirklich weit …. Das andere Familienmitglied hat seinerzeit lautstark dagegen protestiert und die Süßigkeiten wurden wieder, fast neben der Obstschale, in der Küche deponiert. Außerdem war ich so gut wie nie zu faul dazu, die Treppe zu meiner Schokoladen-Kiste herunter zu laufen. Also, es war ein voller Erfolg.
Ein anderer gescheiterter Versuch war die Idee, eine Packung mit einzeln verpackten Schokoladenriegeln pro Woche über sieben Tage verteilt zu genießen. Ihr ahnt, wie es ausging. Die Riegel waren spätestens am zweiten Tag leer gegessen. Ich kenne eine ältere Dame, die mir erzählt hat, dass diese Taktik bei ihr funktioniere. Sie kauft sich jeden Montag eine große Tafel leckere Joghurtschokolade, die in einzelne Portionen verpackt ist, und kommt bis Sonntag damit aus. Wie macht sie das bloß? Ich habe es nicht herausfinden können, weil es wohl nicht der richtige Plan für mich war.
Da alle Menschen unterschiedlich sind, gibt es wahrscheinlich nicht den Masterplan, um mit dieser Thematik richtig umzugehen. Vielleicht funktioniert bei einigen Mitmenschen sogar die Idee mit der Kellerlagerung, wer weiß? Ich erzähle Euch von meinen Schritten auf dem Weg in die Zuckerfreiheit. Kaum zu glauben, seit über zwei Jahren esse ich keine Zuckerbomben (Süßigkeiten) und so gut wie keinen zugesetzten weißen Haushaltszucker mehr und vermisse ihn überhaupt nicht. Aber greife ich vor.
Wie so oft kommt die Inspiration, etwas zu verändern, von außen durch ein Buch, eine andere Person oder ein Video im Internet. Das funktioniert nach meiner Erfahrung, wenn die Information von außen mit einer großen inneren Motivation zusammentrifft, frei von Ego und Status. Wäre meine einzige Motivation damals gewesen, Kleidung in ein oder zwei Kleidergrößen kleiner einkaufen zu wollen, weil ich vermeintlich damit begehrter und schöner wirken würde, hätte es wahrscheinlich nicht funktioniert. Die spannende Frage bleibt: Was war zuerst da, die innere Motivation oder der Impuls von außen? Bei mir war beides gegeben, eine hohe Veränderungsmotivation, bedingt durch gesundheitliche Aspekte, sowie eine Buchempfehlung. Das Buch schrieb eine Frau, die ebenfalls einen starken Antrieb hatte, den Naschkreislauf zu durchbrechen. Es wurde in dem Buch sogar davon berichtet, dass die Autorin nachts losgezogen sei, um sich bei der Tankstelle in der Nähe Süßigkeiten zu besorgen. Soweit fortgeschritten war meine Zuckersucht nicht. Der Weg zur nächstgelegenen Tankstelle wäre mir nachts tatsächlich zu weit gewesen.
Ich habe mir damals, als ich die Ernährungsumstellung ernsthaft erwogen habe, überlegt, in welchen Situation nasche ich eigentlich?
Der Auslöser war oft Stress bei der Arbeit, das heißt, wenn es hektisch wurde, holte ich die Packung Kekse aus der Schreibtischschublade. Das hat mir immer die notwendige Energie gegeben, um mit den Anforderungen klar zu kommen.
Oder eben schlichte Gedankenlosigkeit bzw. eine schlechte Angewohnheit, die sich eingebrannt hatte (eine Gewohnheitsautobahn im Gehirn). Erschwerend kommt hinzu, dass es in unserer Gesellschaft absolut normal ist, zu allen möglichen Gelegenheiten Süßes zu essen. Süßigkeiten sind ständig und überall verfügbar. Ferngesteuerte Süßigkeiten-Konsumenten wie ich damals haben es sehr leicht, an den „Stoff“ zu kommen. Verlockungen sind überall, am Arbeitsplatz und gut platziert im Supermarkt.
Außerdem hat Süßes für mich oft etwas Tröstliches gehabt, wenn etwas nicht so gut gelaufen ist, z. B. bei Familienkonflikten. Ich habe mich dann gerne in mein süßes Universum geflüchtet und mir während der Nascherei zusätzlich einen kitschigen Film angesehen, um diese Situation – zumindest für eine kurze Zeit – ausblenden zu können. Hier ist ein kleines Gedicht dazu aus meinem Tagebuch damals:
Schokokuchen mit flüssigem Schokoladenkern
In meiner Küche,
köstliche Gerüche,
nach Schokolade, Mandeln und Zimt.
Schaumige Butter, Eier, Zucker und Mehl
das sind die Zutaten für die kleine Verführung,
im Ofen gebacken.
Damit kann man dann auf dem Sofa versacken.
Was fehlt heute Abend noch zu meinem Glück?
Ein wunderbarer Liebesfilm,
mit schönen Bildern
und immer wieder diese Geschichte,
dass Menschen sich im Innersten erkennen,
sie brauchen noch nicht einmal gegenseitig ihre Namen zu nennen.
Sie wissen auch so, sie sind füreinander bestimmt.
Die eine oder andere Verwicklung,
Eifersucht und Umwege,
am Ende siegt dann doch, für einen Moment:
Die Liebe,
als hätte das Universum die Erde geküsst.
Und von allen anderen Umtrieben der Menschen nichts gewusst.
Diese beiden Zutaten
Schokoladenkuchen und Liebesgeschichte
wie unwiderstehlich mächtig und voller Poesie.
So verbringe ich heute meinen Abend zu Hause,
auf meinem Sofa,
mit Schokoladenkuchen und Film,
bin berührt und entzückt
und auch ein wenig
dem Normalen entrückt.“ 





Jetzt greife ich wieder vor und verrate Euch eine zuckerfreie Variante des Schokokuchenrezeptes für einen romantischen Filmabend zu Hause. Auch im Status „zuckerfrei“ habe ich manchmal das Bedürfnis, in Liebesgeschichten und Schokolade zu schwelgen :-) . Ich backe meistens Muffins, weil diese schneller fertig gebacken sind als normaler Kuchen. 

Schoko-Muffins mit flüssigem Schokoladenkern (ca. 16 Stück)
Zutaten:
200 g Vollkornmehl
2 reife Bananen (Zuckerersatz)
100 g Butter oder Margarine
2 Eier
Schokolade, 85 oder 90 % Kakaoanteil
1 – 3 Esslöffel Back-Kakao
etwas Milch oder Pflanzenmilch
½ Päckchen Backpulver
etwas Zitronenabrieb oder Backaroma Zitrone
Rosinen, je nach Geschmack
Bananen mit etwas Milch oder Pflanzenmilch pürieren.
Dann das Mehl dazugeben, Butter, die Eier, das Backpulver hinzufügen und alles mit gut verrühren. Falls der Teig zu fest sein sollte, noch etwas Milch oder Pflanzenmilch hinzugeben, bis der Teig geschmeidig ist.
Dann den Back-Kakao beifügen und anschließend den Zitronenabrieb oder das Backaroma. Wer es noch etwas süßer haben möchte, kann noch Rosinen hinzugeben. Alles gut verrühren.
Anschließend den Teig in Muffin-Förmchen füllen und jeweils ein kleines Stück Schokolade in der Mitte des Förmchens platzieren, so dass die Schokolade vom Teig bedeckt ist.
Bei ca. 175 Grad ca. 20 Minuten backen

Hier noch ein paar Zeilen aus meinem Tagebuch damals (der Anfang):
Zuckerfrei Tag 0
Ich habe mir meinen Plan zurechtgelegt:
Ich starte zunächst mit drei Wochen zuckerfreier Ernährung. Nach meinen Informationen fängt nach 21 Tagen das Gehirn an, neue Pfade und Verknüpfungen in Richtung neue Gewohnheiten zu bilden. Ich kann mir nicht vorstellen, dauerhaft auf Schokolade zu verzichten, das sprengt meine Vorstellungskraft komplett! Bitte höhere Macht, gib mir das Selbstvertrauen, dass ich es schaffen kann, nachdem ich so oft kläglich gescheitert bin, weniger zu naschen. ;-)
Zunächst werden die vorhandenen Süßigkeiten-Vorräte verschenkt bzw. mit ins Büro genommen. In unserer Büroküche finden sich immer begeisterte Naschkatzen.
Morgen in meiner Mittagspause gehe ich in den Drogeriemarkt nebenan und schaue nach Alternativen für meine Schreibtischschublade, z. B. getrocknete Früchte, auf jeden Fall besser als Gummibärchen. Und viel Obst packe ich mir ein. Morgen stehen einige Herausforderungen in meinem Outlook-Kalender und wenn die Schublade komplett Süßigkeiten-frei sein sollte, drehe ich wahrscheinlich durch.
Ich werde von Tag zu Tag denken.
Außerdem werde ich bei meinem Lebensmitteleinkauf abends alle Zutatenlisten auf den Packungen studieren, um versteckte Zuckerfallen zu identifizieren, auch wenn Zucker auf den Packungen oft anders genannt wird. Gibt es Brot im Supermarktregal ohne Zuckerzusatz? Ich werde es sehen. Außerdem lautete ein Tipp aus dem Internet, dass 80 % aller Dinge im Einkaufswagen weniger als 5 Zutaten haben sollten, am besten nur eine Zutat: Gemüse. Die nächsten drei Wochen werde ich konsequent sein!!!! Ganz bestimmt!“

Fortsetzung folgt

Sonntag, 10. Mai 2020

#004.7 Marie – Erwachen aus dem Lockdown

#004.7 Marie – Erwachen aus dem Lockdown

Dies ist das Zuhause der Menschen, Haustiere und
meiner Geschichten. :-)



Heute schreibe ich Euch, wie Marie es erlebt, dass die Welt aus der Starre der
Pandemie-Regeln langsam wieder erwacht.
Sie wohnt im Dachgeschoss links. 


Erwachen


Große Lobby-Verbände trommelten immer lauter und wollten wieder Umsätze und sogenannte Normalität, willige Konsumenten und Unterstützung vom Staat bei gleichzeitiger Dividenden-Ausschüttung für Aktionäre. Noch war die Corona-Lupe, die gnadenlos alles aufdeckte, was gesellschaftlich schon lange schief lief, angeschaltet und diese Lautstärke und Anmaßung wirkte auf viele sehr bizarr. Es war Sand ins Getriebe des vorherigen westlichen Lebensstils gekommen, nichts war wie vorher. Die Decke, die viele Missstände zugedeckt hatte, war durch das Virus weggezogen worden.Die Unsicherheit, auch hinsichtlich Jobs und Lebensgrundlagen, hatte massiv zugenommen. Gleichzeitig vergrößerte sich der Bewegungsradius wieder und die Menschen freuten sich darauf, Stück für Stück ihre Freiheiten zurück zu erlangen. 


Das Gelände der kleinen Hausgemeinschaft hatte der alte Kater Spike wochenlang für sich allein gehabt. Nun war das Absperrband auf dem Spielplatz entfernt worden und Marie wurde auf ihrem Balkon Zeugin, wie eine Nachbarfamilie mit zwei Kindern im Kindergartenalter diesen Kinderlebensraum zurück eroberte. Die Sonne schien und Marie hatte es sich mit ihrem Kaffeebecher und einer kleinen Nascherei auf dem Balkon bequem gemacht. Die Kinder waren außer Rand und Band vor Freude, endlich wieder schaukeln, rutschen und auf dem kleinen Karussell fahren, bis ihnen schwindelig wurde. Sie lachten und kreischten und die Erwachsenen wirkten entspannt und fröhlich. Die Szene war wie eine Insel inmitten von Unsicherheit und Umbruch.
Marie hatte eine arbeitsreiche Woche hinter sich, was sie aber sehr genossen hatte. Sie mochte produktiv sein und Dinge voran bringen. Beides war ihr in den letzten Tagen gut gelungen. Auch die favorisierte Fortbildung war schon fest eingeplant, nur der Starttermin noch offen.
Ein Höhepunkt diese Woche war der Friseurtermin gewesen. Natürlich war alles anders als vorher, aber ein guter Haarschnitt sorgte grundsätzlich bei Marie für gute Laune. Diese vorherigen Selbstverständlichkeiten, wie zum Beispiel ein Besuch beim Friseur, waren momentan etwas Besonderes und Schätzenswertes. Für Marie fühlte es sich gut an, das zu spüren und ganz bewusst solche Momente zu genießen, auch wenn es keinen Kaffee gab, während die Haare geschnitten und geföhnt wurden, und auf dem Fußboden Markierungen geklebt waren, die nicht überschritten werden durften. Sich selbst die ganze Zeit im Friseursalon mit Mund-Nasen-Schutz im Spiegel zu betrachten, war ebenfalls gewöhnungsbedürftig. Aber auch das konnte Marie mit Humor betrachten, schließlich ging es den anderen nicht anders.
An diesem Wochenende war sie – das erste Mal seit vielen Wochen – mit einer guten Freundin zu einem Spaziergang verabredet. Die Welt, auf jeden Fall Maries kleines Universum, schien ein wenig aus einer Art Tiefschlaf zu erwachen, es waren die ersten tastenden Schritte außerhalb des Corona-Maßnahmen-Tunnels.
Während Marie in ihrer Kaffeetasse rührte und über die vergangene Woche, ihre Projekte im Job, den Friseurbesuch und andere Dinge sinnierte, ging eine Nachricht von Christian auf ihrem Handy ein.
Liebste Marie, viele Grüße von der Terrasse meines Arbeitskollegen Thomas. Wir genießen gerade die Abendsonne bei einem Feierabend-Bier mit Abstand :-) Thomas lädt uns demnächst zum Grillen ein, wenn die Viruslage es zulässt. Ich bin ein bisschen beschwipst und wollte Dir unbedingt schreiben, dass ich es großartig finde, dass wir uns gefunden haben. Wollen wir noch ganz lange zusammen Detektiv-Hörspiele hören und Kochrezepte ausprobieren? Und natürlich demnächst im feinsten Restaurant der Stadt essen gehen? Ich liebe Dich, Christian“
Marie überlegte einen Moment und antwortete:
Liebster, viele Grüße an Deinen Kollegen und danke für die Einladung. :-) Zu Deiner Frage: Ja, ich will!! Und mit Dir im Restaurant essen gehen ebenso. Dafür hole ich mein schönstes Kleid aus dem Schrank und die schicken Schuhe, die ein bisschen drücken :-) Ich liebe Dich auch, Deine Marie PS Möchtest Du nachher noch vorbei kommen? <3 <3 Wir könnten ein Hörspiel hören und zusammen dabei einschlafen oder etwas anderes machen ...“


Ende
Anmerkung der Autorin:
Hier endet meine kleine Reihe über Marie. Der erste Teil entstand, weil ich eine „richtige“ Kurzgeschichte für eine Lesung schreiben wollte, mit allen Kriterien, die eine Kurzgeschichte per Definition ausmachen. Daraus hat sich im Nachgang bei den folgenden Beiträgen eine Betrachtung der aktuellen Corona-Lage entwickelt. Die Figur Marie ist mir beim Schreiben sehr ans Herz gewachsen. Vielleicht nehme ich den Faden später noch einmal auf, um u. a. der Figur Christian noch mehr Kontur zu geben. Ich finde es spannend, wie sich diese Liebesgeschichte weiter entwickeln könnte. Manchmal ist die Autorin selbst überrascht, wohin die Phantasie beim Schreiben wandert. :-) 
Demnächst möchte ich mich dem Thema „zuckerfrei leben“ widmen. Dazu plane ich, meinen Leserinnen und Lesern, die es ausprobieren möchten, ein paar konkrete Tipps, Ideen und Rezepte zur Verfügung zu stellen. Ich habe gelernt, dass es sich lohnt, sich mit diesem Thema zu beschäftigen.
Fortsetzung folgt (zuckerfrei :-) )


Sonntag, 3. Mai 2020

#004.6 - Maries Vorsätze

#004.6 - Maries Vorsätze

Dies ist das Zuhause der Menschen, Haustiere und
meiner Geschichten. :-)


Heute schreibe ich Euch, was sich Marie für die Zeit vornimmt, die nach den Corona Eindämmungs-Maßnahmen folgen wird.
Sie wohnt im Dachgeschoss, links. 


Vorsätze


Der Alltag mit den besonderen Maßnahmen zur Corona Pandemie Eindämmung plätscherte dahin. An den Anblick von Menschen mit Mund-Nasen-Schutz beim Einkaufen hatten sich die meisten gewöhnt. Leere Regale in Lebensmittelmärkten bei einigen begehrten Artikeln wurden immer mehr zur Ausnahme, viele Menschen hatten verstanden, dass eine extreme Bevorratung nicht notwendig war. Die Panik hatte sich ein wenig gelegt.
Marie lebte in dieser Zeit in ihrer eigenen Blase. Sie fuhr regelmäßig zur Arbeit und traf dort ihre Kolleginnen und Kollegen. Abends gab es keine Termine, das heißt der Feierabend zu Hause war gefüllt mit Essen zubereiten, Telefonaten, Hörspielen, ab und zu Filme schauen und natürlich Zweisamkeit mit Christian. Letzteres genoss Marie sehr. Die Krise hatte beide eng zusammengeschweißt, vielleicht mehr, als es in sogenannten normalen Zeiten passiert wäre. Ein paar ihrer „Corona-Marotten“, z. B. die Vorliebe für Rocky-Beach-Detektiv-Hörspiele, teilte Marie manchmal mit Christian. Er ertrug es, ohne zu murren und schien es insgeheim sogar zu genießen. Er spielte gerne mit ihren Haaren, wenn sie entspannt einschlief, während die drei Detektiv-Freunde Rätsel lösten und Bösewichte entlarvten.
Als in den Nachrichten darüber berichtet wurde, dass die Maßnahmen wahrscheinlich demnächst nach und nach wieder gelockert werden würden, reflektierte Marie über diese außergewöhnliche Zeit. Sie hatte ab und zu darüber nachgedacht, welche Dinge sie bei mehr Bewegungsspielraum und Freiheiten in Angriff nehmen würde. Eines Abends schrieb sie ein paar Vorsätze auf:
Meine Vorsätze für die Zeit nach „C“:
  • einen Kochkurs buchen (das wollte ich schon so lange)
  • regelmäßiger gute Freunde zum Essen einladen und tolle Rezepte ausprobieren. Falls es nicht gelingt, kann der Pizza Service einspringen. Das heißt, ich werde meinen Perfektionismus ablegen und lockerer werden, nicht nur in Bezug auf Kochrezepte.
  • eine kleine Reise zu einer hübschen kleinen Stadt an einem idyllischen See unternehmen (mit Christian natürlich, wenn er das ebenfalls möchte) und dort mit ihm Hand in Hand an der kleinen Seepromenade spazieren gehen …....
  • noch mehr als bisher darauf achten, Menschen mit negativen oder schon toxischen Verhaltensweisen (z. B. Schwarzseher, Dauer-Jammerlappen, Kleinmacher, Eigenverantwortungsverweigerer – was für ein Wort :-) )in meinem Leben zu meiden (dazu zählt natürlich nicht die Freundin, die einfach einmal eine schlechte Phase hat).
    Wenn es nicht möglich sein sollte, den Kontakt komplett abzubrechen, werde ich zukünftige Zusammentreffen wegen der Kostbarkeit meiner eigenen Lebenszeit auf ein Minimum zu reduzieren. Auch wenn mir bewusst ist, dass es tiefe und schwerwiegende Gründe für ein solches Verhalten gibt, bin ich nicht die zuständige Therapeutin. Dafür gibt es ausgebildete Expertinnen und Experten. WICHTIG!!!
  • Umkehrschluss zu dem vorherigen Punkt:
    Kontakte zu positiven Menschen erweitern und intensivieren. Außerdem immer wieder checken, ob ich selbst manchmal ein Energievampir für andere bin und es sofort abstellen, falls es einmal so kommen sollte.
  • mich im Job weiter spezialisieren und endlich die Weiterbildung in Angriff nehmen, über die ich schon länger nachdenke.
    Lieber Schweinehund, Du darfst es Dir währenddessen auf Deiner Kuscheldecke bequem machen, relaxen und schlafen.
  • mich wieder ehrenamtlich engagieren. Demnächst werde ich in dieser Richtung meine Fühler ausstrecken, was gerade zeitlich gut in mein Leben passen könnte.
  • tanzen gehen, das Leben feiern!
  • einen ganzen entspannten Tag am Wochenende in der Sauna verbringen und die Seele baumeln lassen
  • die kleinen schönen Momente des Alltags noch mehr wahrnehmen, z. B. der spontane Milchkaffee mit der besten Freundin, die ich zufällig beim Einkaufen getroffen habe, oder die kleinen netten Gespräche und Scherze mit Kollegen in der Büroküche, die Radtour nach Feierabend, der Plausch mit dem Nachbarn auf dem Balkon, bunte (echte) Postkarten von der Freundin, die weiter weg wohnt, die liebevollen Blicke und Gesten von Christian und noch ganz viele Dinge mehr.
  • öfter das Theaterprogramm recherchieren und – statt lange zu überlegen – eine Karte kaufen und einen tollen Abend genießen. Gerade in der „C“-Zeit habe ich das sehr vermisst.
  • mehr lesen sowie Podcasts und Hörspiele hören statt fernsehen oder Serien im Internet schauen (eher Herzensanliegen pflegen statt Berieselung).
  • wieder ins Kino und zum nächsten Poetry Slam gehen, ganz wichtig!!! Und Sterne gucken im Planetarium.
  • mir ein tolles neues Kleid in einem Geschäft kaufen
  • Nachrichtenkonsum reduzieren und den Fokus darauf richten, was ich selber für eine bessere Welt beitragen kann, statt das Weltgeschehen passiv zu bejammern
  • im „Jetzt“ leben, statt die Vergangenheit durchzukauen und alles in die Zukunft zu verschieben. Wer weiß, ob sie je kommen wird! Zum Glück habe ich in dieser Hinsicht schon große Fortschritte erzielt, also: Weitermachen
  • mit meiner Friseurin über einen neuen Haarschnitt diskutieren. Mal sehen …..
Da war einiges zusammen gekommen. Marie überlegte, wie sie es anstellen könnte, dass diese Dinge nicht im Alltag verschwanden, wenn „C“-Maßnahmen beendet waren.
Sie hatte eine „To-Do-Listen“-App auf ihrem Handy. Dort würde sie diese Punkte aufnehmen und mit einer Erinnerungsfunktion speichern. Außerdem war ihre persönliche Erfahrung, dass es möglich war, neue – gute – Gewohnheiten dauerhaft zu etablieren. Dafür gab es einige Kniffe, die funktionierten. Mehr Bewusstheit und Fokus waren u. a. die Schlüssel dafür und natürlich dranbleiben. Und, wenn es einmal nicht geklappt hatte, nachsichtig und freundlich mit sich selbst umzugehen, um anschließend den Faden wieder aufzunehmen.
Ein wunderschöner Sonnenuntergang mit bizarren Wolkenmustern in allen rötlichen Schattierungen war wie gemalt am Himmel zu sehen. Marie beschloss, noch einen Spaziergang zu unternehmen, statt die Nachrichten einzuschalten, ganz im Sinne der aufgeschriebenen Vorsätze. 



Draußen traf sie eine nette Nachbarin, die gerade mit ihrem kleinen Hund unterwegs war. Spike, der Kater, genoss ebenfalls die Abendsonne unter einem Baum. Das „Jetzt“ war angefüllt mit den kleinen Begebenheiten des Alltags. „Das Leben ist schön“, dachte Marie, wechselte ein paar Worte mit der Nachbarin und lief in die Richtung des kleinen Waldstückes, um den grandiosen Sonnenuntergang zu betrachten.
Fortsetzung folgt