Sonntag, 27. Juni 2021

#000.7 – Schöne Ferien

#000.7 – Schöne Ferien


Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Freundinnen und Freunde,

einen schönen Sommer mit der Entdeckung von verwunschenen Orten, entweder in der näheren Umgebung oder weiter entfernt, wünsche ich Euch.

Meinen Urlaub werde ich unter anderem dazu nutzen, mein geplantes Buch-Projekt voran zu bringen. Verwunschene Orte werden mich dabei inspirieren. ;-)

Wahrscheinlich schreibe ich in den nächsten Wochen den einen oder anderen Blogbeitrag, aber vielleicht etwas unregelmäßiger. Ihr werdet auf jeden Fall erfahren, wie es mit Sarah im Spiegel der Corona-Pandemie weitergeht.

Genießt die Zeit zum Träumen, aktiv sein, zum persönlichen Austausch mit anderen, der solange schwierig war, und vielleicht auch für neue Inspirationen. Das Pandemiegeschehen verändert sich und es eröffnen sich neue Möglichkeiten. 

Brian Culbertson: The journey

In diesem Sinne bis bald und bleibt weiterhin gesund und munter

Eure Autorin



Sonntag, 20. Juni 2021

#006.19 – Sarah – Hitze

 

#006.19 – Sarah – Hitze

Dies ist das Zuhause der Menschen, Haustiere und
meiner Geschichten. :-)


Heute kommt Sarah wieder zu Wort.
Sie wohnt im 2. Stock rechts.

Hitze


Im Büro stöhnten alle über die Hitze, die auf einmal die Anzeige auf dem Thermometer in schwindelnde Höhen trieb. Sarahs Chef schickte kurz vor der Mittagspause eine Mail an alle Mitarbeiter, dass Eis im Eisfach der Bürokühlschränke zur Abkühlung bereit lag. Eine Kollegin hatte ihren Kunststoff-Papierkorb zweckentfremdet. Er war mit Wasser statt mit Papier gefüllt und sie nutzte ihn für ein kühlendes Fußbad. Ventilatoren summten und alle sehnten heute den Feierabend herbei.

Sarah holte sich in der Küche ein Eis aus dem Kühlschrank und beschloss, die Mittagspause draußen zu verbringen. Außerhalb des Bürogebäudes konnte sie zumindest die Maske weglassen, unter der sie extra schwitzte.

Ich gehe mal ein paar Schritte, bis später“, informierte sie ihre Kollegin, die munter mit ihren Füssen im Papierkorb planschte.

Bis gleich, mir ist es draußen zu warm“, antwortete sie.

In der Nähe des Büros war eine kleine Fußgängerzone. Die Hitze vor der Tür traf Sarah wie eine Keule, kleine Schweißperlen liefen über ihre Stirn, während sie die Maske in ihrer Tasche verstaute.

'Das war vielleicht doch nicht die beste Idee', dachte sie.

Die Fußgängerzone war wie ausgestorben, einige Läden hatten die langen Schließzeiten während des Lockdowns nicht überlebt und es gab Schilder „Zu vermieten“ an den zugeklebten Fenstern. Das passte zu Sarahs melancholischer Stimmung.

Nach Thomas' morgendlicher Absage ihres geplanten gemeinsamen Kaffeetrinkens per SMS hatte Sarah erkannt, dass es wenig sinnvoll war, eine ernsthafte und reale Kennenlernphase mit ihm zu erwägen. Er wohnte einfach zu weit weg und weder sie noch er würden ihren momentanen Wohnort verlassen wollen, da war sie sich sicher. Obwohl das, was sie verband, im wahrsten Sinne des Wortes zauberhaft war, schien es nicht alltagstauglich zu sein, eine traurige Erkenntnis.

Sarah Behrens ...“, sagte eine Männerstimme halb von der Seite, „wovon träumst du gerade? Fast hättest du mich umgerannt.“

Sarah schaute in die Richtung, aus der die Stimme kam.

Entschuldigung“, murmelte sie und erkannte, dass ein Kollege aus einer anderen Abteilung war. Im Berufsalltag hatten sie nicht so viel miteinander zu tun. Sarah fiel das erste Mal auf, dass dieser Kollege sehr groß und schlank war. Außerdem hatte er ein ansteckendes Lächeln.

'Ob es auch an der Corona-Zeit liegt, dass jeder wie in einem Tunnel unterwegs ist und nette und gutaussehende Kollegen und andere schöne Dinge einfach links liegen gelassen oder schlichtweg nicht registriert werden?' fragte sich Sarah insgeheim. Ihre vage Erinnerung war, dass dieser Kollege noch nicht so lange in ihrer Firma arbeitete.

Wollen wir ein Stück in dieser Gluthitze zusammen gehen oder ein schattiges Plätzchen suchen? Da hinten gibt es eine Bank unter dem großen Baum“, sagte er, „Vorsicht Dein Eis tropft.“

Eine schattige Bank ist verlockend. So richtig habe ich dieses Eis gerade nicht im Griff.“

Sarah ließ die Überlegungen zu ihrem Brieffreund Thomas für einen Moment hinter sich und folgte ihrem Kollegen. Wie war noch mal sein Name? Sie kramte in ihrem Gedächtnis: Michael oder Matthias? Wie peinlich, im Gegensatz zu ihr wusste er genau, wie sie hieß.

'Nachher gucke ich in der Telefonliste', dachte sie.

Es ist mir schon öfter aufgefallen, dass du anscheinend mit deinen Gedanken ganz woanders bist, wenn ich dich im Treppenhaus oder im Kopierraum getroffen habe“, sagte er und zwinkerte ihr dabei freundlich zu, „allerdings trägst du dann kein Eis mit Dir herum.“

Sarah hatte das Gefühl, dass die Temperatur bei dieser Aussage noch zunahm und ihre Wangen erreichte. Sie überlegte, wie oft er sie wohl schon beobachtet hatte, ohne dass sie es bemerkt hatte.

Keine Angst, ich bin kein Stalker“, fügte er noch hinzu, als könnte er Gedanken lesen.

Sarah und er machten es sich auf der Bank gemütlich und Sarah schaffte es, den Rest des Eises einigermaßen elegant zu essen. Sie holte ein Taschentuch aus ihrer Handtasche und versuchte mit dem Gedanken 'jetzt ist sowieso alles egal' den kleinen Fleck auf ihrem Rock wegzuwischen, aber das herunter getropfte Erdbeereis haftete hartnäckig auf dem Stoff und verteilte sich sogar noch. Aus dem Augenwinkel meinte sie ein kleines amüsiertes Lächeln in seinen Augen zu erkennen.

Souverän zu sein, ging anders, aber es war ja schließlich nur ein Kollege, allerdings ein attraktiver Kollege. Wieso war es ihr bisher nie aufgefallen?

Sie plauderten ein wenig über ihre Firma und darüber, dass das traditionelle Sommerfest letztes Jahr wegen der Pandemie ausgefallen war.

Ich glaube, der Chef überlegt, ob es dieses Jahr wieder ein Sommerfest geben wird, vielleicht am Ende der Sommerferien“, sagte Sarah, „irgendwie sehnen sich alle nach so etwas wie Normalität.“

Das stimmt. Würdest du dann mit mir tanzen?“ fragte der Kollege, dessen Name Sarah immer noch nicht eingefallen war.

Na klar, gerne. Ich denke, wir sollten uns langsam auf den Weg ins Büro machen. Tatsächlich möchte ich noch ein paar Vorgänge heute vom Tisch bekommen“, antwortete Sarah. 'Und sofort in der Telefonliste seinen Namen recherchieren', war ihr nachfolgender Gedanke.

Im Flur des Bürogebäudes verabschiedeten sie sich.

Ich wünsche Dir noch einen produktiven Arbeitstag trotz der Affenhitze“, sagte er, „wenn du magst, können wir ja demnächst noch einmal eine Mittagspause zusammen verbringen.“

Ja, gerne. Bis bald und ich wünsche dir nachher einen schattigen Feierabend.“

Er schickte ihr ein paar Minuten später eine Mail mit dem Text:

Das nächste Eis geht auf mich. :-) Viele Grüße aus meinem Büro (aktuelle Temperatur: 35°C) von Matthias

Zum Glück wusste sie jetzt endlich seinen Namen, ohne umständlich die Telefonliste wälzen zu müssen, und antwortete prompt:

Hallo Matthias,

danke für die Einladung, darauf komme ich gerne zurück. Die Temperatur in meinem Büro ist nicht genau zu beziffern (kein Thermometer), aber jetzt schmilzt und tropft das Eis meiner Kollegin gegenüber ….

Viele Grüße von Sarah


Nach einem kurzem Abstecher in den Supermarkt, inklusive Einkauf von Leckerlis für Spike, den Kater, war sie in ihrer kühlen Wohnung angekommen und konnte endlich in Ruhe ihre Gedanken ordnen.

Heute morgen war sie so enttäuscht gewesen, dass sie Thomas erst einmal nicht mehr sehen konnte, weil er ungeplant abreisen musste. Es hatte sich angefühlt, als sei sie unsanft aus einem wunderschönen Traum gerissen worden. Und dann war mittags der Kollege aufgetaucht und hatte mit seiner netten Art für Ablenkung gesorgt.

'Wie viele Menschen fallen mir im Alltag gar nicht auf. Beim genaueren Hinsehen stellt sich heraus, dass es sogar im näheren Umfeld neue Bekanntschaften geben kann. Es lohnt sich, die Augen aufzumachen, und das Leben geht weiter seinen Gang', dachte sie, während sie eine Sommermusik-Playlist startete und mit Musik im Ohr auf ihrem Balkon die tief stehende Sonne am Horizont beobachtete.

Spike, der Kater, hatte es sich neben einem Busch im Schatten bequem gemacht, nachdem er von Sarah vorhin einige Leckerlis bekommen hatte. Wahrscheinlich freute er sich genau wie seine menschlichen Mitbewohner, dass es wenig abgekühlt war.

Till Brönner: Summer Breeze

Fortsetzung folgt


Sonntag, 13. Juni 2021

#006.18 – Sarah – Ein kleiner Stich ins Herz

 

#006.18 – Sarah – Ein kleiner Stich ins Herz

Dies ist das Zuhause der Menschen, Haustiere und
meiner Geschichten. :-)


Dies ist das Zuhause der Menschen, Haustiere und
meiner Geschichten. :-)

Ein kleiner Stich ins Herz


Der Donnerstag nach dem ersten Treffen mit Thomas begann bei Sarah damit, dass ihr Telefon morgens brummte.

Guten Morgen Sarah, vielen Dank für Deine inspirierende Gesellschaft gestern. Du bist eine wunderschöne und kluge Frau. Mich erreichte heute sehr früh ein Anruf aus meinem Geschäft und leider muss ich heute schon in Richtung Hessen aufbrechen. Das heißt, wir können uns am Freitag nicht bei Dir zum Kaffee trinken treffen, was ich sehr schade finde. Ich freue mich, wenn Du mich demnächst besuchst. Lass uns dann durch meine Heimatstadt schlendern und ein sommerliches Wochenende genießen. Die Corona-Lage entspannt sich ja zum Glück. Allerliebste Grüße von Thomas

Irgendwie hatte Sarah gestern kurz vor dem Einschlafen das Gefühl gehabt, dass es genau so kommen würde. Ein leises Bedauern stieg in ihr auf.

'Wer weiß, wozu es gut ist. Vielleicht hätte ein weiteres Treffen alles verkompliziert', dachte sie, während sie ihre Tasche für die Arbeit packte, 'so können wie beide darüber nachdenken, ob wir ernsthaft und real ein weiteres Kennenlernen anstreben.'

Ihre Bekanntschaft spielte sich auf einer anderen Ebene ab. Thomas und sie waren mit ihrer besonderen Form der Kommunikation auf einer Insel fernab von allem Alltäglichen unterwegs gewesen, was wunderschön war.

'Ich denke, ich werde ihn in den nächsten Wochen besuchen und die Zeit wie einen Urlaub genießen. Alltagstauglich wäre eine Beziehung bei uns ohnehin nicht. Er ist in Hessen verwurzelt und ich hier', war ihr Fazit für diesen Morgen, als sie die Treppe herunterlief, um sich gleich wieder ihren Aufgaben im Job zu widmen. Trotz dieser vernünftigen Einordnung der Situation hatte es ihr einen kleinen Stich ins Herz versetzt, der ein bisschen weh tat. Ein Gefühl von Verlust und eine leise Traurigkeit und Melancholie begleiteten Sarah in diesem Moment auf ihrem Weg.  

Spike, der Kater, stand am Eingang und maunzte.

Hey, ich habe gerade gar nichts für Dich dabei. Ich bringe Dir nachher etwas mit“, sagte sie zu Spike und kraulte ihn einen Moment. Spike schnurrte jetzt wieder zufrieden. „Bis nachher!“ Und schon war sie in Richtung ihres Autos verschwunden.


Spike schaute Sarah nach und widmete sich wieder seinen Katerangelegenheiten:

Mäuse aufspüren, die er aufgrund seines Alters sowieso nicht fangen konnte und einfach den Tag an einem sonnigen Plätzchen genießen.

Brian Culbertson: The Journey

Fortsetzung folgt


Sonntag, 6. Juni 2021

#006.17 – Sarah – Herzklopfen

 

#006.17 – Sarah – Herzklopfen

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meiner Geschichten. :-)


Heute kommt Sarah wieder zu Wort.
Sie wohnt im 2. Stock rechts.

Herzklopfen


Es war Mittwoch viertel vor fünf nachmittags und einer dieser besonderen Momente, an den sich Sarah wahrscheinlich noch in vielen Jahren erinnern würde. Ihr Herz klopfte vor Aufregung, bestimmt würde sie gleich kein Wort herausbringen.

Ihre Worte und Gedankenwelten waren in den Wochen zuvor so spielerisch leicht auf das Papier geflossen, bevor diese in einem Papierumschlag hunderte Kilometer in einer gelben Postkiste durch das Land zu ihrem Empfänger reisten. Dieser Empfänger stand nun am Eingang des gemütlichen Cafés, in dem sie sich verabredet hatten, gekleidet in Jeans und blauem Hemd.

'Gleich werde ich Thomas das erste Mal persönlich gegenüber stehen und trotzdem habe ich das Gefühl, ihn seit ewigen Zeiten zu kennen. Bis jetzt war es nur ein Briefwechsel und weiter nichts', Sarahs Gedanken überschlugen sich, 'was tue ich hier bloß?'

Nervös wanderte ihre rechte Hand zu ihrer kleinen dunkelbraunen Lederhandtasche. Sie brauchte dringend einen Anker zum Festhalten, eine Handtasche eignete sich gut dafür. .

Sarah“, Thomas schaute sie mit großen Augen an, „wie schön, Dich zu sehen und dass Du es einrichten konntest.“

Sarah blickte in sein kluges, freundliches Gesicht. Dabei legte sie ihren Kopf ein wenig in den Nacken, weil er größer war als sie.

Ich freue mich auch. Hattest Du eine gute Anreise? Ich habe gestern hier einen Tisch reserviert, das ist in diesen Zeiten sicherer. Jetzt wollen ja viele nach den Monaten im Corona-Lockdown wieder ausgehen“, während sie diese Worte aussprach, wunderte sie sich sich selbst darüber, dass ihr die Begrüßung so locker über die Lippen gekommen war, während es in ihrem Innern gerade aufgeregt brodelte.

Ja, dieses Mal habe ich nichts Wichtiges verloren, als ich für meine Schwester einen Blumenstrauß gekauft habe“, während er das sagte, zwinkerte er lächelnd mit den Augen.

Ihre Brieffreundschaft war durch seine aus der Jackentasche gefallene Geldbörse entstanden. Sarah hatte sie auf einem Supermarkt-Parkplatz gefunden und ihm per Post geschickt. Daraus hatte sich der intensive Briefkontakt entwickelt.

Sarah ertappte sich dabei, dass ihr Blick von seinen schelmischen Augen zu seinen Lippen wanderte. 'Er kann bestimmt sehr sinnlich küssen', dachte sie und empfand dabei wieder eine intensive Nähe zu diesem eigentlich unbekannten Mann.

In seltenen, besonderen Augenblicken spürte Sarah ein feines Vibrieren in ihrem Körper. Immer dann, wenn alles passte. Das konnte eine zwischenmenschliche Stimmung, ein vollkommenes Musikstück oder das Zusammenspiel verschiedener Akteure, die etwas gemeinsam gestalteten, sein. Ihre Aufregung war verschwunden und hatte sich in eine große innere Ruhe verwandelt, während sie diesem Gefühl nachspürte.

Sarah, wollen wir hinein gehen?“

Ja, natürlich. Ich habe wohl einen Moment geträumt.“

Wahrscheinlich, zumindest sah es so aus. Vielleicht erzählst Du mir Deine Träume irgendwann“, seine Stimme war auf einmal sehr leise.

'Du kennst sie wahrscheinlich schon', dachte Sarah.

Jetzt folgte das Prozedere der aktuell gültigen Corona Verordnung:

Mund-Nasen-Schutz aufsetzen, die Hände am Eingang wie in einem Krankenhaus desinfizieren und Einchecken mit Kontaktdaten

Einfach nur in ein Café gehen, sich ein nettes Plätzchen suchen, bestellen und genießen, war momentan nicht möglich.

Aber Sarah und Thomas hatten schließlich an dem reservierten Tisch draußen im Innenhof unter einem großen Sonnenschirm Platz nehmen dürfen und schauten auf das desinfizierte, laminierte Blatt mit den aufgelisteten Speisen und Getränken.

Wollen wir ein Glas Sekt vor unserem Kaffee bestellen?“ schlug Thomas vor, „es ist doch etwas Besonderes, dass wir hier gemeinsam an einem Tisch sitzen. Ich finde, das sollten wir gebührend feiern.“

Oja, gerne“, Sarah lächelte ihn an, „du hast recht, jetzt ist gerade der extreme Lockdown vorbei und Du bist hierher gereist, alles sehr gute Gründe für einen Sekt.“

Thomas bestellte den Sekt bei der jungen Kellnerin. Sarah überlegte, ob sie vielleicht eine Studentin war, die sich darüber freute, dass sie wieder in ihrem Nebenjob im Service Geld verdienen konnte.

Der Käsekuchen ist hier besonders zu empfehlen“, sagte Sarah.

Danke für den Tipp. Den werde ich auf jeden Fall bestellen“, Thomas blickte sie an. Ein einvernehmliches Schweigen breitete sich über dem Tisch aus. Sarah erwiderte seinen Blick und in ihrer Phantasie lugten die Elfen aus Shakespeares Sommernachtstraum aus dem großen Blumenkasten neben dem Tisch hervor und flüsterten in ihrer Elfensprache miteinander.

Die junge Frau mit der langen Schürze brachte zwei Gläser Sekt auf einem Tablett und nahm die restliche Bestellung auf. Die Elfen in dem Blumenkasten verstummten solange.



Auf unser Zusammentreffen, heute real und in Farbe“, Thomas hob sein Glas.

Ja, genau, und auf das Leben, das immer wieder - trotz Pandemie - viele Überraschungen bereit hält.“

Während die Gläser sanft aneinander stießen, blickten sich Sarah und Thomas tief in die Augen.

'Ich muss mit dem Alkohol ein bisschen aufpassen', dachte Sarah, 'soviel habe ich heute vor lauter Aufregung nicht gegessen.'

Deshalb nippte sie erst einmal an ihrem Glas.

Vorhin habe ich mit den Kindern meiner Schwester noch im Garten herumgetobt“, erzählte Thomas, „das bringt immer Spaß, aber ich gebe zu, dass mir beim Tampolinspringen ein bisschen schwindelig geworden ist.“

Sarah lachte und stellte sich vor, wie Thomas auf einem Trampolin herum hüpfte.

'Mir wird gleich von dem Sekt schwindelig. Oder von meiner Begleitung?', überlegte Sarah.

Zum Glück wurden jetzt Kaffee und Kuchen gebracht. Sarah schob das Sektglas ein wenig an die Seite und widmete sich der großen Kaffeetasse.

Was ist denn in Hessen aktuell so los? Ist es am Edersee am Wochenende zu Lockdown-Zeiten leer gewesen? Meine Freundin hatte mir früher erzählt, dass gefühlt alle Einwohner von Nord- und Mittelhessen bei schönem Wetter den Edersee stürmen, wenn sie frei haben.“

Es waren in den letzten Monaten nicht viele Besucher am Edersee. Deine Freundin hatte recht, in sogenannten „normalen“ Zeiten sind die Straßen, Parkplätze und Cafés immer sehr voll mit Menschen gewesen. Trotzdem ich auf meinem Grundstück immer meine Ruhe habe, war es ein Unterschied. Die Natur war mehr sich selbst überlassen und bei Waldspaziergängen habe ich selten jemanden getroffen“, Thomas schaute nachdenklich vor sich hin, während er sprach, „außerdem waren in der Ferne keine lauten Motorräder zu hören. Biker lieben den Edersee normalerweise, waren aber auch nicht da. Das wird sich jetzt wahrscheinlich schnell wieder ändern. Aber dann ziehe ich mich auf meine Terrasse zurück und schaue von dort in Ruhe auf das glitzernde Wasser.“

Schön und entspannt“, sagte Sarah und stellte sich Thomas mit einem Glas Wein auf seiner Terrasse in der Abendsonne vor.

Die Einladung zum Edersee, die ich Dir vor einigen Wochen geschrieben habe, gilt nach wie vor. Du bekommst dann das Gästezimmer mit Seeblick, inklusive Frühstück und meiner Kochkünste, was die kleine Ferienhaus-Küche halt so hergibt.“

Darüber werde ich ernsthaft nachdenken. Das klingt sehr verlockend. Aber nur, wenn ich Dich mindestens einmal abends auswärts zum Essen einladen darf.“

Einverstanden“, sagte Thomas.

Beide schwiegen eine Weile und Sarah dachte, dass es in ihrem Leben nicht viele Menschen gab, mit denen sich Sprechpausen so angenehm anfühlten.

Thomas berichtete dann noch, wie seine Heimatstadt langsam wieder zum Leben erwachte. Sarah hörte ihm aufmerksam zu und genoss seine Gegenwart. Sie erzählte noch ein paar Anekdoten aus ihrem bunten Berufsalltag und den Lockdown-Zeiten.

Wann fährst Du wieder nach Hause?“ fragte sie, als die Kaffeetassen, Kuchenteller und auch die Sektgläser geleert waren.

Freitagabend habe ich geplant, Samstagvormittag muss ich wieder in meinen Läden nach dem Rechten sehen. Es gibt immer viel zu organisieren.“

Sarah gab sich innerlich einen Ruck, bald war er wieder hunderte Kilometer entfernt.

Möchtest du, bevor Du los fährst, noch auf einen Kaffee nachmittags bei mir vorbeikommen?“, fragte sie, „ich arbeite bis mittags und könnte auf dem Heimweg vom Büro Kuchen beim Bäcker besorgen.“

Das Angebot nehme ich gerne an“, Thomas lächelte sie an und freute sich offensichtlich über die Einladung, er nahm kurz ihre Hand und drückte sie, „darf ich Dich heute einladen?“

Ja, vielen Dank“, ihr Herz klopfte wieder schneller.

Vor dem Eingang des Cafés umarmten sie sich.

Meine Adresse hast Du ja“, sagte Sarah, während sie so nah beieinander standen.

Stimmt,“ murmelte er. Sie fühlte seinen Atem an ihrem Ohr und seine Hände berührten sanft ihren Rücken.

Bis Freitag“, so richtig konnte sich Sarah nicht aus seiner Umarmung lösen. Es fühlte sich gleichzeitig aufregend und vertraut wie ein Zuhause an.

Schließlich fuhr Sarah mit ihrem Rad wieder nach Hause und vieles ging ihr durch den Kopf. Vor dem Eingang des Fahrradkellers lief ihr Spike, der Kater, über den Weg. Er war in seiner üblichen gemächlichen Geschwindigkeit unterwegs.

Hallo Spike, hattest Du auch so einen schönen Tag wie ich?“ fragte Sarah leise. Wer konnte wissen, ob die alte Frau Schulze vielleicht hinter einem Busch lauerte, um Neuigkeiten über ihre Nachbarn aufzuschnappen. Deshalb war immer ein bisschen Vorsicht angebracht, um Klatsch und Tratsch keine neue Nahrung zu liefern.

Spike schaute sie interessiert an und Sarah deutete den Katerblick als Zustimmung, dass auch er einen schönen Frühlingstag erlebt hatte, was auch immer das für einen Kater bedeuten mochte.


Bob James: Love Is Where

Fortsetzung folgt

Liebe Leserin,
lieber Leser,

einen zauberhaften Frühling wünsche ich Euch.

Liebe Grüße von der Autorin