Freitag, 19. Februar 2021

#001.3 Spike – Erwachen

 

#001.3 Spike – Erwachen


Dies ist das Zuhause der Menschen, Haustiere und
meiner Geschichten. :-)



Heute schreibe ich Euch aus der Perspektive von Spike, was sich im Angesicht der Pandemie am Ende des Winters bei seinen menschlichen Mitbewohnern abzeichnet.
Spike ist der Hauskater von allen Bewohnern und lebt überall
auf dem Gelände der Hausgemeinschaft.

Erwachen


Spike, der alte Kater, lag entspannt neben der Eingangstür. Er drehte langsam seinen Kopf nach rechts. Etwas fesselte seine Aufmerksamkeit. Es war ein kleiner Käfer, der gemächlich über die Steine in Richtung Blumenbeet krabbelte. Ohne Eile, aber ein bestimmtes Ziel fest im Blick, bewegte sich das Krabbeltier voran. Spike hingegen hatte gar keine Lust auf Bewegung.

Nach einer gefühlten langen Phase von Kälte, Nässe und eisigem Wind waren von dem Schnee nur noch kleine Reste übrig geblieben, aus denen Wasserrinnsale liefen. Die Sonne hatte Kraft und wärmte in geschützten Ecken die Steine, auf denen sich Spike gerne niederließ. Nein, sein gemütliches sonniges Plätzchen zu verlassen, kam ihm nicht in den Sinn.



Ein Mann mit einem Paket näherte sich der Eingangstür. Spike wackelte ein wenig mit seinen Katerohren. Der Mann lief im Gegensatz zu dem kleinen Krabbeltier von eben sehr zügig den Weg entlang.

Warum bestellen Menschen bloß so viel Zeug? Kannst Du mir das sagen?“ Diese Frage richtete der Mann mit der gelben Weste an Spike. Spike schaute den Mann interessiert an.

Du brauchst gar nichts zu sagen. Ich weiß es auch so. Sie langweilen sich und bestellen sich deshalb Sandwichtoaster, Heizdecken, Deko-Figuren, Klamotten und das fünfzigste Paar Schuhe, das im Schrank verstaubt. Und ich renne von Tür zu Tür, um diesen Schrott zu verteilen“, knurrte der Mann in seinen nicht vorhandenen Bart.

Er drückte eine Klingel, wischte seinen Unmut weg und säuselte freundlich in die Sprechanlage: „Ich habe ein Paket für Familie Müller.“

Dem Paketboten wurde Einlass gewährt und Spike reagierte darauf, indem er langsam eine Pfote nach vorne streckte, als wollte er noch mehr von dem gewärmten Stein spüren.

Es war gerade die Zeit des Übergangs zwischen Winter und Frühling. Die Bewohner des Mehrfamilienhauses, eingepackt in dicken Winterjacken und Schals, trugen in den Taschen und Körben mit Lebensmitteln auch Blumentöpfe mit Blüten in allen erdenklichen Farben nach Hause. Alle sehnten sich nach Wärme, auch nach zwischenmenschlicher Nähe, da die Menschen wegen der Lockdown-Regeln wochenlang auf Abstand gegangen waren. Der Alltag der meisten Bewohner war in den letzten Monaten sehr eintönig gewesen. Das ausschließliche Pendeln zwischen dem Arbeitsplatz, dem Supermarkt, und einem Spaziergang ab und zu hatte eine gewisse Leere in den Herzen und den Gemütern hinterlassen.

Der Paketbote lief durch die Eingangstür nach draußen und hockte sich für einen Augenblick neben Spike. Er kraulte ihn hinter den Ohren.

Du hast es gut, Alter. Liegst einfach hier herum und lässt Dir die Sonne auf den Pelz scheinen. In meinem nächsten Leben werde ich auch eine Katze.“ Dann war der Mann verschwunden und es kehrte wieder Ruhe ein.

Die hübsche blonde Frau war die nächste, die mit Taschen beladen, an Spike vorbei ging.

Hallo Spike.“

Sie stellte die Taschen ab und widmete sich dem Kater. Dann klingelte ihr Telefon.

Ja, hallo. Doch heute Abend passt perfekt. Ich freue mich“, sagte sie und strahlte über das ganze Gesicht.

Spike, der Frühling kommt. Das spüre ich und Du auch, oder? Was werden wir wohl alles anstellen?“, sie lächelte verschmitzt, „fangen wir doch gleich heute damit an. Was meinst Du?“

Spike schloss die Augen, nachdem sie im Haus verschwunden war und träumte vom Frühling, warmen Plätzchen zum Innehalten und Ausruhen und von Kater-Abenteuern.

Diana Panton - Fly me to the moon

Fortsetzung folgt


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