#004.1
Marie - Eine Liebesgeschichte
Dies ist das Zuhause der
Menschen, Haustiere und
meiner Geschichten. :-)
meiner Geschichten. :-)
Heute schreibe ich für
Euch eine kleine Liebesgeschichte, die Marie erlebt hat, passend zur
kommenden Woche (Valentinstag).
Sie wohnt im Dachgeschoss, oben links.
Sie wohnt im Dachgeschoss, oben links.
Alles im Fluss
Das Telefon brummte. Eine
unbekannte Kombination von Zahlen tauchte auf dem Display auf.
„Hallo Marie, wie geht
es Dir?“
„Mir geht es gut,
Christian. Hast Du etwas auf dem Herzen? Wie geht es Deiner Frau?“,
fragte Marie etwas atemlos.
Sie hatten sich bei einer
Feier bei Maries Freunden vor ungefähr zwei Jahren kennengelernt.
Damals war er in Begleitung seiner Frau gekommen. Marie und er hatten
interessierte Blicke ausgetauscht und sich beim Essen angeregt
unterhalten. Marie fand ihn enorm anziehend und bedauerte insgeheim,
dass er verheiratet war. Es lag eine unterschwellige Spannung in der
Luft. Nach der Feier hatten sie sich sporadisch alle paar Monate bei
den Freunden zu verschiedenen Anlässen getroffen. Außerdem
begegneten sie sich auch einmal zufällig beim Einkaufen in der Stadt
und hatten einen Kaffee zusammen getrunken. Bei diesem
Zusammentreffen wirkte Christian zerstreut, müde und irgendwie
kleiner als vorher.
„Er muss sich meine
Telefonnummer besorgt haben, offiziell haben wir niemals Kontaktdaten
ausgetauscht“, dachte sie.
„Offen gestanden, geht
es mir nicht so gut. Meine Frau und ich haben uns getrennt. Aber
diese Geschichte möchte ich nicht bei Dir abladen. Ich weiß, dass
Du viel zu tun hast. Ich möchte Dich zum Essen einladen“, ratterte
es am Ende der Leitung.
Marie setzte sich auf ihr
Sofa und holte innerlich tief Luft. Tausend Gedanken schossen ihr
durch den Kopf. Es kam ihr der Spruch in den Sinn, dass es zwei
Dramen im Leben gäbe, erstens, wenn sich ein Wunsch nicht erfüllte
und zweitens wenn der Wunsch in Erfüllung ging.
„Der Spruch stimmt“,
dachte sie, „dieses Telefonat überfordert mich gerade ein
bisschen.“
„Christian, ich gehe gerne mit Dir essen. Was hältst Du davon, wenn wir vorher noch ein wenig am Deich spazieren gehen? Wie wäre es übernächsten Samstag?“
„Christian, ich gehe gerne mit Dir essen. Was hältst Du davon, wenn wir vorher noch ein wenig am Deich spazieren gehen? Wie wäre es übernächsten Samstag?“
„Gut“, sagte er,
„ich freue mich. Welches Restaurant gefällt Dir denn? Magst Du
gute Fischgerichte? Dann würde ich bei „Fritze“ einen Tisch
reservieren. Um halb sieben? Was meinst Du?“ Das Tempo seiner
Ansprache war atemberaubend.
„Wo wollen wir uns
treffen? Am Hafenbistro?“, fragte Marie. Ihr wurde ein wenig
schwindelig.
„Ich hole Dich um 17.00
Uhr ab“, sagte er bestimmt.
„Er hat sich nicht nur
meine Telefonnummer sondern auch meine Adresse organisiert“, dachte
Marie, „demnächst werde ich bei meinen lieben Freunden anfragen,
wer genau dort diese Details weitergegeben hat.“
Sie gestand sich
allerdings ein, dass sie sich darüber freute, dass einer die
Datenschutzmauer durchbrochen hatte, nur in diesem speziellen Fall
natürlich. Ihre Freundin, die sie schon sehr lange kannte, hatte
wahrscheinlich die sehr feine Verbindung zwischen Christian und ihr
gespürt.
Überpünktlich um 17.00
Uhr am übernächsten Samstag hatte es an Maries Haustür geläutet.
Marie hatte sich vorher mindestens dreimal umgezogen und sich dann
für ein Outfit mit Jeans und Bluse entschieden. Schließlich war ihr
Ziel der matschige Deich. Dort waren ein Kleid und unbequeme Schuhe
fehl am Platz. Außerdem wollte sich Marie nicht verkleiden. Die
meisten ihrer Sachen waren sportlich und praktisch.
„Hallo, komm doch rein,
ich bin gleich soweit“, begrüßte sie ihn an der Tür. Er lächelte
sie an. Heute wirkte er entspannter und seine Augen leuchteten, als
er sie betrachtete. „Eben ist mir ein grauer Kater begegnet“,
erzählte er, „er gehört wahrscheinlich einem deiner Nachbarn,
oder?“ „Spike gehört nur sich selbst und wir kümmern uns alle
um ihn“, antwortete Marie mit einem Augenzwinkern.
„Ich fühle mich gerade
wie sechszehneinhalb“, dachte Marie, ihr fiel absolut nichts Kluges
oder Beeindruckendes ein, was sie hätte sagen können, „bestimmt
hält er mich für langweilig, weil ich hier so sprachlos herum
stehe.“
Irgendwie hatten sie es
dann an den Deich geschafft und genossen den Ausblick, der in Maries
Wahrnehmung etwas Erhabenes und Zeitloses hatte.
Es war ein klarer
Herbsttag und in der Luft lag noch die Erinnerung an den Sommer und
eine Ahnung des herannahenden Winters. Das Wasser glitzerte im leicht
rot eingefärbten Sonnenlicht und am Horizont war ein Containerschiff
vor der langsam untergehenden Sonne zu erkennen. Ein paar Schafe
grasten friedlich auf dem Deich.
Die Hektik des Alltags
hatte an diesem Ort keinen Platz, nur die Natur und die Elemente
waren hier im Einklang miteinander. Selbst die Schafe verschmolzen
vor Maries innerem Auge mit dem Gras auf dem Deich und wirkten wie
hingetupfte Fabelwesen. Über dem Wasser und dem Deich schwebten
kleine Wolken und Möwen, alles war in warmes Herbstlicht getaucht.
„Zu schön um wahr zu
sein“, dachte Marie, „wo ist der Haken?“
Christian erzählte ihr
ein wenig von den Umständen seiner Trennung. Marie hörte ihm still
zu und seine Geschichte gesellte sich zu den Schafen, dem Wasser und
dem Sonnenuntergang. Alles gehörte irgendwie zusammen und floss
ineinander, auch, dass sie jetzt an seiner Seite hier spazieren ging.
Maries Gedanken wanderten weiter.
„Was morgen sein wird
und was gestern war, ist völlig einerlei“, dachte sie, „jetzt in
diesem Moment ist alles eins und nur das zählt.“
Ein Hund sprang ins
Wasser, rannte dann wieder an das Ufer und schüttelte sich in alle
Richtungen.
„Schau mal, Christian,
der Hund. Er ist eine Tropfenexplosion“, lachte Marie.
„Ich mag Dich sehr,
Marie“, Christians Stimme war auf einmal sehr leise und er näherte
sich ihr einen kleinen Schritt, „Du bist irgendwie wie das alles
hier.“
„Ich habe langsam
Hunger, wollen wir in Richtung „Fritze“ aufbrechen?“ fragte
Marie.
„Gerne“, er hüstelte
verlegen, was Marie in diesem Moment sehr liebenswert fand, „lass
uns etwas essen. Ich möchte noch sehr viel über Dich wissen.“ Er
nahm dabei kurz ihre Hand und schaute sie an. Marie erwiderte still
diesen liebevollen Blick, Worte waren überflüssig.
Eine Möwe kreischte und
flog Richtung Sonnenuntergang, die Wellen tanzten. Der Hund trottete
neben seinem Frauchen her und schüttelte sich nochmals ausgiebig.
Kinder lachten ausgelassen und tobten neben den behäbigen, wolligen
Schafen über den Deich.
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