#004.15 – Marie – Weihnachtspost von Sarah
Dies ist das Zuhause der
Menschen, Haustiere und
meiner Geschichten. :-)
Heute kommt Marie noch
einmal zu Wort.
Sie wohnt im Dachgeschoss links.
Weihnachtspost von Sarah
Die Zeit der Jahresrückblicke war angebrochen. Im Fernsehen und im Internet wurde das zu Ende gehende Jahr ausgiebig in Bildern und Worten beschrieben. Außerdem stand Weihnachten vor der Tür. Die meisten Weihnachtsmärkte waren eingezäunt und nur gegen das Corona-Virus geimpfte oder genesene Personen durften Glühwein trinken und Weihnachtsleckereien essen. Alles mutete seltsam an und erinnerte ein bisschen an ein Zoogehege. Weihnachtsstimmung drang selten durch die Zäune und in die Herzen.
Marie hatte ihren letzten Arbeitstag in dem zweiten von der Pandemie geprägten Jahr hinter sich gebracht. Es hatte viele Herausforderungen gegeben.
Mit Einkaufstaschen beladen lief Marie in Richtung Briefkasten. Dieses Jahr hatte sie schon einige schön gestaltete Weihnachtskarten bekommen. Vor der Pandemie gab es weniger Weihnachtskarten und dafür mehr persönliche Treffen mit Glühwein und Plätzchen.
Auch heute befand sich ein dicker, großer Briefumschlag in Maries Briefkasten. Die Absenderin war ihre ehemalige Nachbarin Sarah, die vor einiger Zeit nach Hessen gezogen war. Marie und Sarah hatten sich gut verstanden und ab und zu einen Kaffee zusammen getrunken. Ein Lächeln huschte über Maries Gesicht.
In der Wohnung wurde zunächst der umfangreiche Feiertags-Einkauf verstaut. Mit einem frisch aufgegossenen Tee, der einen verführerischen Zimtgeruch verströmte, ging Marie ins Wohnzimmer und öffnete den Brief. Auf dem Tisch stand eine Dose mit selbstgebackenen Plätzchen von einer guten Freundin.
Liebe Marie,
wie geht es Dir? Bist Du schon in Weihnachtsstimmung? Wie geht es unserem Lieblingskater Spike? Die kleine Tüte Leckerlis ist für ihn und das andere Geschenk für Dich.
Jetzt wohne ich schon einige Wochen in Hessen und es ist sehr viel passiert. Zunächst habe ich meine kleine Wohnung eingerichtet. Es fühlt sich ganz anders an, hier zu leben, als im hohen Norden. „Echter“ Wind und Regen fehlt zum Beispiel. Andere Gerüche, ein anderes Klima, ein gewöhnungsbedürftiger Dialekt der Ur-Hessen und eine neue Kultur beschäftigen mich. Zum Beispiel wird in dieser Gegend in großen Mengen Apfelwein getrunken. Einer meiner Nachbarn sagte einmal mit voller Überzeugung, Apfelwein sei gar kein Alkohol..... also, erst nach der vierten Flasche, vielleicht....
Bei meinem neuen Arbeitgeber habe ich mich schon gut eingelebt und die Arbeit bringt Spaß. Das Team ist hilfsbereit und freundlich. Vor ein paar Tagen haben wir nachmittags alle Computer heruntergefahren, der Chef hat „Feierabend“ gerufen und dann gab es Glühwein in der Büroküche. Eine Weihnachtsfeier fiel wegen der C-Zeit dieses Jahr (wieder) aus. Am Ende des Tages musste mich mein Schatz vom Büro abholen, Auto fahren war nicht mehr möglich, aber lustig war es.
Thomas ist nach wie vor mein Traummann und ich bereue nicht, mein Leben hierher verlegt zu haben. Wir gehören zusammen wie Himmel und Sterne und erleben viele wundervolle Momente miteinander, trotz Pandemie. Er hat mir märchenhafte Orte rund um die Stadt gezeigt. An vielen Ecken kann man seiner Phantasie freien Lauf lassen und Geschichten entstehen ganz allein im Kopf, so als würden diese Orte sprechen und Bilder hervor zaubern, zum Beispiel der verfallene Turm mitten im Wald, den wir letztes Wochenende besucht haben. Die alten Steine waren voller Moos und Flechten und die Ränder hatte der Regen im Laufe der Jahrhunderte rund geschliffen. Das hat eine eigene Magie, die Thomas und ich zusammen erleben dürfen.
Die Weihnachtstage verbringen wir in Thomas' Ferienhaus am Edersee. Diesen Ort liebe ich. Wir können vom Esstisch auf das Wasser sehen und genießen die Stille und Natur rundherum. Es wird das erste Weihnachtsfest sein, was wir zusammen erleben und ich freue mich unglaublich darauf.
Wie geht es Deinem Christian? Wie feiert Ihr Weihnachten? Wahrscheinlich kocht Ihr wieder etwas Besonderes, oder?
Ich wünsche Dir wundervolle Weihnachten und kraule Spike bitte ausgiebig von mir (ich vermisse ihn).
Liebe Grüße aus Hessen von Sarah
PS Gibt es etwas Neues von Frau Schulze? Ist sie immer noch so griesgrämig?
Sarahs letzte Frage war klar mit „ja“ zu beantworten. Marie hatte sich schon oft gefragt, warum die alte Dame ständig schlechte Laune hatte und das auch vor der C-Zeit.
Neben der Tüte mit Katzenleckerlis gab es noch ein kleines, in Geschenkpapier eingewickeltes Paket. Marie entfernte das Papier und öffnete es neugierig. 'Vielleicht hätte ich noch bis Weihnachten warten sollen?', überlegte sie dabei. Nein, gerade fühlte sie sich wie ein Kind, das vor der Bescherung durch das Schlüsselloch der Wohnzimmertür spähte. Schließlich hielt sie das neuste Buch ihrer Lieblingsautorin in den Händen. Sarah war eine aufmerksame Person. Sie hatte wohl bei einem ihrer Besuche in Maries Wohnung das halbe Regal mit den Büchern dieser Autorin bemerkt.
'Jetzt freue ich mich auch auf Weihnachten', dachte sie, 'Hessen ist bestimmt eine gute Urlaubs-Idee für nächstes Jahr.'
Dann verließ sie die Wohnung, um Spike zu suchen. Schließlich hatte auch er etwas von Sarah zu Weihnachten bekommen und wollte bestimmt ein wenig gekrault werden.
Liebe Leserinnen und
Leser,
liebe Freundinnen und Freunde,
vielen Dank für Euer Feedback und Interesse. Es war ein besonderes Jahr, in dem viel passiert ist. Wer weiß, wie wir in den nächsten Jahren auf die Pandemie schauen werden? Ich bin gespannt, die ganze Welt ist im Umbruch und steht teilweise Kopf.
Frohe Weihnachten und ein gesundes, glückliches und erfolgreiches neues Jahr wünsche ich Euch.
Auf ein Neues im Jahr 2022!
Liebe Grüße von der Autorin
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