Montag, 24. Mai 2021

#006.15 – Sarah – Frühlingsgefühle

 

#006.15 – Sarah – Frühlingsgefühle

Dies ist das Zuhause der Menschen, Haustiere und
meiner Geschichten. :-)


Heute kommt Sarah wieder zu Wort.
Sie wohnt im 2. Stock rechts.

Frühlingsgefühle


Ein langes Feiertags-Wochenende stand vor der Tür. Langsam stiegen die Temperaturen und ab und zu war wieder ein Lächeln im Alltag zu sehen. Die Natur hatte alles gegeben und das satte Grün wetteiferte mit den unterschiedlichsten bunten Frühlingsblumen.

Der Kater Spike war in seinem Element, beobachtete Insekten und Vögel und den rot goldenen Sonnenaufgang und -untergang. Er sog den warmen bunten Frühling förmlich in sich auf. Die menschlichen Mitbewohner waren jetzt öfter gut gelaunt und er bekam mehr Leckerlis als noch vor einigen Wochen.

Sarah freute sich auf drei freie Tage. Der Freitag war noch vollgepackt mit den verschiedensten Aufgaben, aber irgendwann war es geschafft und sie schaltete den Computer in ihrem Büro aus. Alle anderen Kolleginnen und Kollegen hatten sich schon verabschiedet.

Im Briefkasten war Post von Thomas aus Hessen. Der Umschlag fühlte sich sehr fest an, so als ob er eine Postkarte enthielt. Sarah war gespannt auf den Inhalt und wollte den Brief am liebsten sofort öffnen. Aber die alte Frau Schulze gesellte sich zu ihr und schaute neugierig auf Sarahs Post. 'Manche Menschen sind völlig hemmungslos', dachte Sarah.

Hallo Frau Schulze, wie geht es Ihnen?“

Danke, es muss ja irgendwie gehen. Ich bin mittlerweile geimpft. Die fiesen Ärzte haben mir den schlechten Impfstoff verabreicht“, schimpfte Frau Schulze.

Haben Sie den Impfstoff vertragen oder gab es Komplikationen?“, erkundigte sich Sarah.

Nein, keine Komplikationen, trotzdem war es eine Frechheit, mir einfach das schlechte Mittel zu geben.“

'Ich wäre froh, wenn ich überhaupt eines bekommen würde', waren Sarahs Gedanken dazu.

Dann wünsche ich Ihnen einen schönen Tag“, verabschiedete sich Sarah und wollte schnell diesen Ort der schlechten Laune verlassen. Außerdem hatte sie nicht die geringste Lust, über dieses Thema mit ihrer Nachbarin zu diskutieren.

'Lasse ich mir davon jetzt den Tag verderben?', war die Frage, als sie in ihrer Wohnung angekommen war, 'nein, auf gar keinen Fall!'

Den Brief hatte sie unten bei den Briefkästen unauffällig in ihre Tasche geschoben, um ihn vor Frau Schulzes unverblümten Blicken zu verbergen, und holte ihn jetzt wieder heraus.

Für Sarah lächelten diese Briefe immer und sie lächelte freudig zurück. Mit einer Banane in der Hand ging sie ins Wohnzimmer und machte es sich auf der Couch gemütlich.

Der Umschlag enthielt wirklich eine Postkarte. Auf der Bildseite war ein Ausschnitt eines hübschen alten Fachwerkhauses zu sehen.


Der Text, der die ganze Rückseite der Postkarte ausfüllte, lautete:

Liebe Sarah,

danke für Deinen letzten Brief. Ich möchte nächste Woche meine Schwester in Norddeutschland besuchen und dabei hoffentlich nicht noch einmal meine Geldbörse verlieren. :-) Wer weiß, ob ich noch einmal so viel Glück hätte, dass sie gefunden und von so einer hübschen netten Frau wie Dir zurück geschickt werden würde ...

Hier ist meine Telefonnummer: 0171 xxxxx

Darf ich Dich zu einem Kaffee und Kuchen einladen? Schicke mir doch eine SMS oder rufe mich einfach an, wenn Du magst. Dann können wir uns vielleicht bald persönlich kennenlernen?

Liebe Grüße von Thomas

PS Ich weiß, dass eine Handynummer und SMS nicht so ganz zu unserem altmodischen Briefwechsel passen, aber die Neugier hat gesiegt. Ich möchte Dich so gerne treffen.

Sarahs Herz klopfte aufgeregt, nachdem sie die Zeilen gelesen hatte. Einerseits war der Zauber der Papierbriefe ein bisschen gebrochen, aber sie war auch sehr gespannt darauf, Thomas persönlich zu treffen.

'Ich werde noch eine Nacht darüber schlafen und mich morgen bei ihm melden', dachte sie und strich sanft über die Silhouette des Fachwerkhauses auf der Postkarte.

Was für eine schöne Vorstellung, mit Thomas in einen Café zu sitzen, in einer großen Kaffeetasse den Milchschaum zu verrühren und mit ihm über Shakespeare, den Sinn und Unsinn des Lebens, Musik und stimmungsvolle kitschige Kinofilme zu plaudern.

Till Brönner: Run To You



Fortsetzung folgt


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