#004.9 Marie – Weihnachtsplanung für die Katz?
Dies ist das Zuhause der
Menschen, Haustiere und
meiner Geschichten. :-)
Heute schreibe ich Euch
aus der Perspektive von Marie, wie
sich der zweite Lockdown im
Herbst anfühlt.
Sie wohnt im Dachgeschoss links.
Weihnachtsplanung für die Katz?
Die Phase des zweiten Lockdowns hatte begonnen. Wieder waren die Restaurants und Cafés geschlossen. Die Einkaufsmeile der Stadt, in der Marie lebte, war tagsüber wie ausgestorben. Nur vereinzelt liefen ein paar Menschen mit Einkaufstüten die Fußgängerzone entlang. Die Geschäfte hatten geöffnet, allerdings war eine Kaffeepause beim Bäcker oder im Café nicht drin. Es wirkte ein wenig gespenstisch.
Marie hatte abends die Routinen des ersten Lockdowns wieder aufgenommen. Wenn sie nach der Arbeit zu Hause angekommen war, rief sie regelmäßig ihre Lieblings-Kochsendung in der Mediathek auf und entspannte sich dabei, Hobbyköchen zuzusehen. Für sie war es die ideale Ablenkung, weil Kochen so weit weg vom Virus war. Dabei gab es andere Herausforderungen als Infektionsketten oder R-Wert. Einzig und allein zählte, ob der Fisch auf den Punkt gegart oder die Pasta al dente gekocht war.
Marie überlegte außerdem, ob sie demnächst ihren Kleiderschrank entrümpeln sollte. Ihre Freundinnen äußerten ähnliche Gedanken am Telefon. An einen Freundinnen-Abend im Lieblings-Bistro war momentan nicht zu denken, deshalb kam das Telefon wieder verstärkt zum Einsatz.
Christian durchlebte gerade eine herausfordernde berufliche Phase und war oft angespannt und gereizt.
Marie reflektierte oft darüber, wie anders alles noch vor zwölf Monaten gewesen war. Im Dezember letztes Jahr hatte sie noch mit ihrer besten Freundin Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt getrunken und sich dazu hinreißen lassen, Weihnachtsdekoration, die sie gar nicht brauchte, an einem Stand nebenan zu kaufen. Dieses Jahr würde es wahrscheinlich gar keinen Weihnachtsmarkt geben.
Allerdings würde sie Weihnachten mit Christian feiern. Er war letztes Jahr noch nicht in ihrem Leben gewesen. Marie träumte davon, Heiligabend das schöne rote Kleid anzuziehen, das die gleiche Farbe wie Rotwein hatte. Außerdem könnten sie ein tolles Essen kochen und komplett „Der Nussknacker“ von Tschaikowsky hören, für Marie die ultimative Musik zu Weihnachten. Vielleicht würde auch alles ganz anders kommen. Seit das Virus sein Unwesen trieb, war Flexibilität in allen Lebenslagen angesagt, die eine oder andere Planung in den letzten Monaten hatte sich einfach in Luft aufgelöst.
Maries Telefon klingelte, es war Christian.
„Hallo Liebste“, begrüßte er Marie, „wie war Dein Tag?“
„Alles im grünen Bereich“, antwortete sie, „vielleicht werde ich demnächst im Home Office arbeiten. Das wurde heute besprochen.“
„Das ist doch angesichts der Infektionszahlen nur vernünftig. Alle sollten momentan einen Gang zurückschalten, finde ich.“
„Kommst Du nachher noch vorbei? Wir könnten uns überlegen, wie wir Weihnachten feiern wollen. Ich habe schon ein paar Ideen“, sagte Marie.
„Ich arbeite noch und es wird auch noch dauern, tut mir leid, aber morgen gerne. Weihnachten ist für mich irgendwie noch so weit weg. Wer weiß, was uns alle Ende Dezember erwartet. Ich brauche gar keinen Weihnachtsbaum und das Ganze drumherum. Wichtig ist, dass Du bei mir bist, auch wenn wir nur gemütlich auf dem Sofa eine Pizza essen.“
Marie lächelte bei seinen Worten. Er hatte natürlich absolut Recht. „Also halten wir es wie in den letzten Monaten und lassen alles gemächlich auf uns zukommen. Du bist so ein kluger Mann“, sagte Marie, „dann halte ich Dich auch nicht weiter von Deiner Arbeit ab. Wir sehen uns morgen.“
„Gut, mein Schatz, Bis morgen, ich liebe Dich, nicht vergessen!“
„Wie könnte ich das vergessen. Wir schaffen das. Schlaf schön und träume von mir“, Maries Stimme war auf einmal sehr leise.
„Das mache ich“, war Christians Antwort, „Dir wünsche ich auch schöne Träume.“
„Was habe ich nur für ein Glück“, dachte Marie, „er ist der richtige Mann, mit dem ich auch schwierige Phasen gut durchstehen kann.“
Sie widmete sich noch ihrem Abwasch und wollte noch einem Nachbarn eine Zeitung, die sie ihm versprochen hatte, in den Briefkasten werfen. Bei den Briefkästen traf sie Hannah und Spike. Hannah hockte auf dem Boden und kraulte Spike hinter den Ohren.
„Hallo Hannah, wie geht es Dir? Hast Du auch schon an Weihnachten gedacht?“ fragte Marie.
„Ja, ich wünsche mir ein Keyboard und dass wir nächstes Jahr im Unterricht nicht mehr diese Mund-Nasen-Masken tragen müssen. Leider bekomme ich dadurch sehr schlecht Luft“, antwortete Hannah, „und was wünschst Du Dir?“
„Weltfrieden“, war Maries schnelle Antwort, „nein, im Ernst, ich wünsche mir, dass es bald eine gute Strategie gibt, mit dem Virus umzugehen und wieder mehr sogenannte „Normalität“, aber in einer besseren Version.“
„Ich verstehe, was Du meinst. Wir werden sehen, aber ein Keyboard wäre schon toll.“
„Meine Daumen sind gedrückt, dass Du es bekommst. Einen schönen Abend und lasse Dich nicht unterkriegen.“
„Mache ich nicht“, sagte Hannah nachdenklich. Spike spitzte die Ohren und lauschte dem Rascheln im Busch neben den Stufen. Dort war wahrscheinlich eine Maus, die er in seinem fortgeschrittenen Alter nicht mehr fangen würde.
Marie nickte den beiden freundlich zu und freute sich auf einmal wie ein Kind auf Weihnachten.
Fortsetzung folgt
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