#007.1 – Jessica – Alles auf Anfang
Dies ist das Zuhause der
Menschen, Haustiere und
meiner Geschichten. :-)
Jessica zieht in das Haus
ein.
Sie wohnt im 2. Stock rechts.
Alles auf Anfang
Die Wintersonne strahlte vom Himmel und ein kleiner Lieferwagen fuhr auf die Auffahrt. Das Seitenfenster an der Fahrerseite war halb offen und eine Rockballade schallte über den Hof. Der Mann am Steuer parkte das Fahrzeug konzentriert ein und wandte sich an seine Beifahrerin.
„Hast du den Wohnungsschlüssel, Jessica?“
Die Frau mit glatten blonden Haaren und einem modernen Brillengestell auf der Nase antwortete: „Na klar“, und deutete auf ihre Bauchtasche, „da ist alles drin, was ich in dem Umzugschaos fest im Blick behalte.“
„Wie immer bist du perfekt organisiert“, stellte der Fahrer fest, „gibt es gleich einen Kaffee? Das wäre eine Motivation zum Ausladen deiner ganzen Kartons.“
„Ja, und selbstgebackenen Kuchen von meiner Mutter, reicht das aus? Ich werde dann die drei weiteren Umzugshelfer anschreiben, dass wir jetzt da sind“, mit diesen Worten griff sie in ihre Bauchtasche, holte ein Handy heraus und tippte auf dem Display herum.
Nachdem das erledigt war, stieg sie aus und schnappte sich den Korb mit der Verpflegung. Neben der Eingangstür in der Sonne lag ein grau getigerter Kater, und schaute entspannt dem Treiben auf dem Hof zu.
Eine drahtige Frau mit grauen Haaren tauchte auf der Bildfläche auf. Mit hängenden Mundwinkeln näherte sie sich dem kleinen Lieferwagen.
„Der Wagen versperrt den Weg zu den Müllcontainern“, meckerte sie los.
„Hallo, ich bin Jessica Lohse, ihre neue Nachbarin. Das Fahrzeug wird sofort entfernt, wenn alles ausgeladen ist.“
„Und der junge Mann zieht mit ein?“, die Neugierde schien bei dieser Frage aus jeder Pore des Körpers zu blinzeln.
„Nein, ich bin dafür da, den Hausrat von Frau Lohse bis in ihre Wohnung zu transportieren. Thorsten Hansen ist mein Name. Und Sie sind?“
„Elvira Schulze, ich wohne seit über 30 Jahren hier.“
„Alles klar, Frau Schulze, dann wünschen wir Ihnen einen fantastischen Tag und widmen uns so schnell wie möglich dem Ausladen, damit ihr Altpapier demnächst ungehindert entsorgt werden kann.“
Jessica verdrehte die Augen. Hoffentlich war die griesgrämige neue Nachbarin kein schlechtes Omen für den Lebensabschnitt hier.
„Hallo Katze“, begrüßte sie den pelzigen Mitbewohner neben der Eingangstür, stellte den Korb ab, und kraulte das Tier ein wenig hinter den Ohren.
„Er ist ein Kater und heißt Spike“, klärte Frau Schulze auf.
„Gehört Spike zu Ihnen?“, fragte Jessica.
„Nein, er wohnt hier und wird von allen Nachbarn versorgt. Meistens ist er draußen und im Winter ab und zu in seiner Treppenhaus-Box“, bei diesen Ausführungen wurden Frau Schulzes Gesichtszüge etwas weicher.
„Das gefällt mir“, sagte Jessica, „dann bis später, Spike.“
Spike schaute sie unergründlich an.
Jessica und Thorsten betraten das Haus und stiegen die Treppen in den zweiten Stock zu Jessicas Wohnung hinauf. Feierlich schloss sie die Wohnungstür auf, ein Schritt fehlte bis zum Beginn eines neuen Lebenskapitels.
In der Küche öffnete sie das Fenster. Der Korb, der zarten Apfelkuchenduft verströmte, wurde auf der Arbeitsplatte abgestellt. Thorsten schaute sich derweil die anderen Räume an.
„Die Wohnung passt zu dir, klein aber fein“, stellte er fest, „was denkst du?“
„Ja, das ist wahr. Die Ruhe hier wird mir gut tun. Mal sehen, wie es sich nach fünf Jahren anfühlt, wieder Single zu sein.“
„Die Jungs werden Schlange stehen“, bemerkte er grinsend, „du entscheidest dann, wie lange du Single bleibst.“
„Ich werde mir Zeit lassen und sehen, was passiert“, war Jessicas Antwort.
Es klingelte, die restlichen Umzugshelfer waren da.
Die nächsten 30 Minuten herrschte Hektik und Gewusel. Die Wohnung füllte sich schnell mit Kartons, Möbeln bzw. einzelnen Möbelteilen, die geschickte Hände für den Aufbau benötigten, Zimmerpflanzen und Bildern.
Spike hatte sich draußen ein ruhigeres Plätzchen gesucht.
Nachdem Thorsten den Wagen vom Hof gefahren hatte, um Frau Schulze milde zu stimmen, gab es den selbstgebackenen Kuchen und Kaffee für alle in Jessicas voll gestelltem Wohnzimmer. Die Stimmung war gelöst. Thorsten kramte in seiner Werkzeugkiste, um gleich das Bett und zwei Regale zusammenzuschrauben.
Jessica war müde von der Schlepperei. Sie freute sich darauf, sich nachher unter ihrer Bettdecke zu verkriechen und die Augen zu schließen. Es war ein herausfordernder Tag und gleichzeitig der Startschuss in ein komplett neues Leben.
Loving Caliber - Looking For A New Start
Fortsetzung folgt
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