#002.1 - Miriam entrümpelt
(Gedanken zum Minimalismus)
Dies ist das Zuhause der
Menschen, Haustiere und
meiner Geschichten. :-)
Heute schreibe ich Euch
ein paar Begebenheiten aus dem Leben von Miriam.
Sie wohnt im 1.
Stock, links
Miriam entrümpelt
„Guten Morgen, Spike“,
sagte ich zu unserem Hauskater, der gerade sein Schläfchen auf der
Fußmatte von meiner Wohnungstür machte. Ich sprach leise, um ihn
nicht zu erschrecken, denn er war schon alt und brauchte seinen
Schlaf. „Lass dich nicht stören, ich muss nur einmal über dich
über steigen und bin dann auf dem Weg zur Arbeit. Bis heute Abend!“
Während ich mit meiner prall gefüllten Tasche die Treppen hinunter
lief, kam mir der Gedanke, dass Katzen eigentlich ein gutes Leben
haben. Sie haben keinen Job zu erledigen, außer atmen und da sein,
sie müssen nicht einkaufen, keine Wohnung putzen, aufräumen und all
diese Dinge. Mein Gedanke war: „Spike braucht keine große Tasche,
die ein Sammelsurium von Dingen enthält, das schon für den meisten
Männern suspekt ist, z. B. Pflaster, Kopfschmerztabletten, eine
Ersatzstrumpfhose, Halsbonbons (die Packung schon ein bisschen
zerdrückt), Lippenstift, Puder, Geldbeutel, Handy, Taschentücher,
eine Zeitschrift, die Essensbox für die Mittagspause usw. usw.“
Irgendwann hatte ich von einem Mann den Spruch über Rolltreppen in
Frauenhandtaschen gehört. Na ja, …..
Heute war Donnerstag und
das Wochenende war bereits in Sichtweite. In den Tagen zuvor hatte
ich ein Buch zum Thema Entrümpelung der Wohnung gelesen. Deshalb
dachte ich wohl auch über das nicht notwendige Hab und Gut von
Haustieren nach. Ich war sozusagen sensibilisiert für die Thematik.
In dem Buch, was ich gelesen hatte, war von einer bestimmten Methode,
dem Aufräumen nach Kategorien, die Rede. Nach der Entrümpelung
sollte sich alles leicht und gut anfühlen. Ich war noch ein bisschen
skeptisch. Aber mein Kleiderschrank war sowieso wieder dran. Darin
herrschte ein einziges Chaos und mir fehlte komplett der Überblick.
Ich beschloss, Freitag nach Feierabend zu einem beliebten Möbelhaus
zu fahren, wo es unter anderem alle möglichen Arten von Boxen gab, um z. B.
Dinge, in meinem Fall Kleidung nach einer bestimmten Methode gefaltet,
aufzubewahren. Der Arbeitstag war wie immer, in meiner Firma gab es
viel zu tun. Ich hatte nette Kolleginnen und Kollegen und einen
leicht chaotischen Chef mit einem im Kern freundlichen Charakter. Das
Chaos sorgte leider oft für Stress, aber das war wohl überall so.
Abends lag ich entspannt
auf meinem Sofa und überlegte mir einen Plan für meine
Entrümplungsaktion. Ich lebte mit meinem 13-jährigen Sohn zusammen,
getrennt von seinem Vater. Da am kommenden Wochenende ein
„Vater-Wochenende“ war, passte es perfekt zu meinem Start in ein
ordentliches Zuhause. Das einzige, was mich störte, war, dass ich
andere Aktivitäten dafür entweder anders organisieren bzw.
verschieben musste. Es war mir klar, dass es eine Mammutaufgabe war,
da ich mich sehr lange nicht um meinen Kleiderschrank gekümmert
hatte. Er war leider so sehr vollgestopft, dass normales Aufräumen
nichts mehr brachte. Ich musste mir innerlich eingestehen, dass ich
öfter mal der Versuchung erlegen war, mir nach einem stressigen
Arbeitstag etwas zu gönnen, was ich nicht wirklich brauchte. So ein
Kauf ist wie ein Pflaster für eine aufgewühlte Seele, die dringend
Trost braucht. Leider war meine Erfahrung, dass das Pflaster immer
sehr schnell wieder abfiel und der Trost nicht nachhaltig war.
Das Ergebnis war dann dieser Schrank ….
Freitag morgen überlegte
ich noch, ob wirklich zu diesem Möbelhaus fahren sollte. Mein
innerer Schweinehund, den ich irgendwann einmal „Horst“ getauft
habe, hatte viele Einwände, z. B. viel zu anstrengend, verabrede
dich statt dessen lieber mit Mara in deinem Lieblingsrestaurant und
tausche dich über die chaotische Woche aus oder leg dich mit einem
Krimi in die Badewanne. Horst sagte mir, „dein Kleiderschrank sieht
gar nicht so schlimm aus, denk an die ganzen armen Messies. Die haben
ein wirkliches Problem, du doch nicht.“ Dieses Mal habe ich Horst
zurückgepfiffen. Nein, ich wollte es in Angriff nehmen. Ich ahnte
bereits, dass es auch andere, positive Dinge nach ziehen würde, auch
wenn der Weg steinig war. Also, auf zum Möbelhaus, in dem viele
Leute gerne 100er-Packungen Teelichter kaufen und
natürlich Dekorationsartikel für die Wohnung, von denen fast jeder sowieso zu viel hat.
Dort war es voll und
stickig. Horst meldet sich wieder: „Siehst du, was für ein
Quatsch.“ Ich hörte nicht auf Horst, obwohl es mir nicht leicht
fiel, und kaufte viele Boxen ein.
Dann nach Hause mit
meinem Einkauf. Mein Sohn Paul war schon direkt nach der Schule zu
seinem Vater gefahren. Ich freute mich darauf, nach der Arbeitswoche
ein bisschen Zeit nur für mich zu haben. Vor dem Haus saß Spike,
der Kater, und beobachtete interessiert, wie ich schnaufend meinen
Einkauf in Richtung Haustür trug. „Spike hat es wirklich gut, alle
haben ihn lieb, er wird versorgt und ansonsten macht er, was er
will“, dachte ich.
In meiner Wohnung
angekommen, ließ ich meinen Einkauf erst einmal in unserem
unordentlichen Flur stehen. Wenn ein Kind mit zum Haushalt gehört,
gibt eine unheimlich viele Dinge, die sich in einem Flur ansammeln
können: Schuhe, viele verschiedene Jacken für unterschiedliches
Wetter, Rucksäcke, ein Fußball und dergleichen mehr. Aber wenn ich
ehrlich bin, sind hier mindestens genau so viele Sachen von mir, die
kein richtiges Zuhause haben, z. B. ein Ladekabel, drei bunte
Halstücher, auch viele Schuhe (z. B. Sandalen, es war Herbst. Die
Sandalen hätten schon längst in den Keller geräumt werden können),
Jacken, drei paar dicke Socken, die nicht mehr in die Sockenschublade
im Kleiderschrank passten und endlos viele Dinge. Aber jetzt schnell
diesen Raum verlassen und eine Tiefkühlpizza in den Ofen schieben
und Feierabend für heute. „Ab morgen geht es richtig los mit der
Entrümpelung“, sagte ich leise, um dem Ganzen mehr Kraft zu
verleihen, und Horst protestierte schon wieder und verlangte nach
Pizza, Sofa und Füße hochlegen.
Fortsetzung folgt