Montag, 11. Dezember 2023

#007.19 – Jessica – Winterzauber

 

#007.19 – Jessica – Winterzauber

Dies ist das Zuhause der Menschen, Haustiere und
meiner Geschichten. :-)


Heute schreibe ich Euch, wie es mit Jessica weitergeht.
Viel ist passiert, das Jahr ist fast zu Ende.
Sie wohnt im zweiten Stock links.

Winterzauber



Jessica blickte sich in dem kleinen Café in der Nachbarstadt um. Sie hatte außer der Reihe einen freien Tag mitten im Advent und auf dem Boden stand eine Einkaufstasche mit Geschenken.

Dieses Jahr war turbulent gewesen, außerhalb von Jessicas Umfeld brodelte es. Eine Krise nach der anderen beherrschte die Nachrichten. Sie selbst hatte einen entspannten Sommer erlebt, war im Urlaub gewesen und hatte ihr inneres Gleichgewicht wieder hergestellt. Die Wohnung, Termine und selbst Kontakte waren jetzt aufgeräumt. Anstrengende Bekannte waren aus ihrem Leben verschwunden und das fühlte sich gut an. Am Ende der Sommerferien hatte sie ein neues Hobby für sich entdeckt: Das Zeichnen. Auch heute steckte ein Notizbuch und ein weicher Bleistift in ihrer Handtasche. Sie nahm beides heraus und zeichnete die Kaffeetasse, die vor ihr stand. Mit dem Milchschaum hatte der Mitarbeiter aus der Barista-Abteilung ein Herz gezaubert. Konzentriert zeichnete sie den Cappuccino und dachte dabei an Flo, den sie nie wieder gesehen hatte. Von anderen Bekanntschaften hatte sie Abstand genommen, weil sie das, was Freundinnen über Online Dating erzählt hatten, nicht erleben wollte. Der Henkel der gezeichneten Tasse hatte eine kleine Delle, aber das Milchschaum-Herz war ihr gut gelungen. Zufrieden betrachtete sie die Zeichnung.

Wie so oft dachte sie darüber nach, dass sie selbst gerade eine besonders schöne harmonische Zeit erlebte, während die Welt da draußen gefühlt am Abgrund stand, wenn man den Nachrichten glaubte.

Darf ich mich zu Ihnen setzen?“ Die Stimme gehörte zu einem großen Mann mit einem freundlichen Blick. Er trug eine Tasche, aus der ein großes, in Geschenkpapier eingewickeltes Paket herausschaute.

Jessica nickte und schob ihr Notizbuch zur Seite.

Sie zeichnen? Es geht doch nichts über die kleinen Glücksmomente im Alltag, zum Beispiel ein Cappuccino mit Barista-Kunst.“ Jessica blickte ihren neuen Tischnachbarn erstaunt an. Sie hatte in den letzten Monaten selten Menschen getroffen, die Kleinigkeiten Aufmerksamkeit schenkten. Die meisten waren gehetzt, schlecht gelaunt und hatten unfreundliche, leere Blicke, die oft auf den Bildschirm eines Smartphones gerichtet waren.

Bitte bringen Sie mir auch einen Cappuccino“, sagte der Mann zu der Kellnerin mit der langen Schürze. Jessica hatte auf einmal das Gefühl, mit diesem Unbekannten auf einer Insel fernab von Weihnachtshektik und sonstigem Stress zu sein. Selbst die Stimmen der anderen Gäste im Café klangen nun gedämpft und leise.

Vielleicht bekomme ich ein Herz wie Sie“, er zwinkerte Jessica zu.

Davon gehe ich aus“, antwortete sie und lächelte ihn an. Sie schaute in zwei warme braune Augen, „finden Sie es komisch, wenn man als erwachsene Person Lust dazu hat, einen Weihnachtskinderfilm über Schokolade im Kino zu schauen? Das ging mir gerade durch den Kopf, nachdem ich dieses Kunstwerk vollendet habe.“ Sie deutete auf die Zeichnung mit der Kaffeetasse.

Ihr Tischnachbar lachte: „Nein, das finde ich überhaupt nicht komisch. Ich möchte den Film auch sehen. Meine Nichte habe ich vor Kurzem gefragt, ob sie ihren alten Onkel mit ins Kino nimmt. Bis jetzt hatte sie aber noch keine Zeit.“

Das ist schade. Kinder sind heutzutage sehr beschäftigt.“

Die Kellnerin brachte den Kaffee, der mit einem Herz verziert war.

Heute ist mein Glückstag, vielen Dank,“ dann wandte er sich wieder Jessica zu, „Sie haben Recht. Kinder haben einen übervollen Terminkalender und keine Zeit mehr für Weihnachtsfilme.“

Ich wohne in einem Mehrfamilienhaus, in dem ein alter Kater lebt. Er ist immer entspannt und hat nie wichtige Termine.Wenn es nach mir ginge, könnten alle einen Gang zurück schalten, um wieder mehr den Moment zu genießen, so wie es der Kater tut.“ Jessica nippte an ihrem Kaffee.

Da bin ich ganz bei Ihnen. Ich heiße übrigens Markus.“

Mein Name ist Jessica.“

Es freut mich, Sie kennenzulernen, Jessica. Wie verbringen Sie Weihnachten?“

Ich werde meine Eltern am ersten Weihnachtstag besuchen. Ansonsten geht es bei mir eher ruhig zu. Es war viel los bei der Arbeit, da sind ein paar freie Tage gut zum Entspannen. Und Sie?“

Meine Eltern sind verstorben, das heißt ich verbringe Heiligabend bei der Familie meines Bruders.“

Sie plauderten ein wenig über familiäre Weihnachtsrituale, dann waren die Kaffeetassen leer. Markus schaute Jessica an, er wirkte auf einmal unsicher.

Ich möchte nicht aufdringlich sein, Jessica. Darf ich dich duzen? Ich würde dich gerne wiedersehen.“

Warum nicht. Falls deine Nichte wirklich keine Zeit hat, könnten wir uns den Film im Kino zusammen ansehen“, sie schaute ihm in die Augen und ihr Herz fing wild an zu pochen.

Darf ich dich anrufen? Dann verabreden wir uns, gehen ins Kino und danach lade ich dich zu meinem Lieblings-Italiener ein.“

Sie zögerte einen Moment. Die vielen schrägen Geschichten ihrer Freundinnen rund um das Thema Dating drangen in ihr Bewusstsein. Dann gab sie sich einen Ruck, schrieb ihre Telefonnummer auf die Notizbuchseite mit der gezeichneten Kaffeetasse, riss die Seite heraus und legte sie vor Markus auf den Tisch.

Darf ich mir kurz deinen Bleistift ausleihen?“, fragte er. Jessica nickte.

Er schrieb einige Ziffern auf eine Serviette, Jessica beobachtete dabei seine schlanken, gepflegten Hände. „Ich melde mich morgen Abend bei dir, wenn es bei dir passt.“

Gerne, ich freue mich auf deinen Anruf. Meistens bin ich gegen 18.00 Uhr zu Hause.“ Sie winkte der Kellnerin zu.

Kurz danach standen sie mit ihren Einkaufstaschen vor dem Café.

Markus lächelte: „Bis bald, irgendwie liegt Weihnachtszauber in der Luft, finde ich.“

Das stimmt. Bis bald.“ Sie gaben sich die Hand und schauten sich in die Augen. Kleine Schneeflocken schwebten zu Boden und Jessica freute sich auf Weihnachten und auf alles, was noch kommen würde.

Fortsetzung folgt

Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Freundinnen und Freunde,

eine schöne Adventszeit wünsche ich Euch.

Mein nächstes Buchprojekt entwickelt sich. Ich freue mich darüber, dass ich jetzt weiß, wie eine Buch-Veröffentlichung funktioniert. Einige Leserinnen und Leser haben mir zurückgemeldet, dass sie eine gute Zeit mit meinem Buch hatten. So etwas freut mich immer sehr.

Auch wenn ich an dem nächsten Buch arbeite, möchte ich weiterhin ab und zu, hier etwas für Euch schreiben.

Lasst es Euch gut gehen und genießt wie Spike die schönen Momente.

Eure Autorin