#007.18
– Jessica – Ostern
Dies
ist das Zuhause der Menschen, Haustiere und
meiner Geschichten. :-)
Heute
schreibe ich Euch, wie es mit Jessica weitergeht.
Ostern steht vor der Tür.
Sie wohnt im zweiten Stock links.
Ostern
Auf
einmal stand Ostern vor der Tür. Tagelang war es noch kalt gewesen, aber am
Gründonnerstag strahlte die Sonne vom Himmel und weckte eine Ahnung von Wärme
und frühlingshafter Leichtigkeit.
Jessica
stand nachmittags wie viele andere Kunden an der Supermarktkasse. Ihr
Einkaufswagen war neben alltäglichen Dingen auch mit Ostersüßigkeiten und einem
bunten Strauß Tulpen gefüllt. Kinder quengelten und die Leute redeten kreuz und
quer durcheinander mit Familienmitgliedern, Bekannten und Nachbarn. Wie jedes
Mal vor einem langen Wochenende deckten sich die Menschen mit vielen Vorräten
ein, als ob morgen die Welt unterginge. Entsprechend lang war die Wartezeit an
den Kassen.
Zu
Hause empfing sie die Ruhe ihrer Wohnung. Viele überflüssige Dinge hatten die
Wohnung in den letzten Wochen verlassen, alles stand ordentlich an seinem Platz.
Es lag eine entspannte Stille über allem, die nur durch das leise Ticken der
Küchenuhr unterbrochen wurde. Anscheinend waren alle anderen Nachbarn einkaufen
oder anderweitig unterwegs. Selbst den Kater Spike hatte sie eben weder auf dem
Hof noch in seiner Treppenhaus-Box gesehen. Wahrscheinlich hatte er ein
gemütliches warmes Versteck gefunden.
Jessica
stellte die Blumen in eine Vase und räumte die Lebensmittel ein.
In dem
goldenen Licht der Spätnachmittag-Sonne setzte sie sich mit einem Kaffee auf
den Balkon. Sie nahm sich ein Buch mit. Neulich hatte sie es in einem
Vintage-Laden gekauft. Es enthielt Kurzgeschichten und einige Gedichte mit
modernen Illustrationen. Tatsächlich war passenderweise ein Ostergedicht einer
Autorin darin, die ihr unbekannt war:
Osterzeit
Es ist
wieder soweit,
schon ist sie da,
die Osterzeit.
Grün überall, außerdem
keine Feier
ohne bunte Ostereier.
Trotz
aller Krisen auf der Welt,
stirbt die Hoffnung nie
auf Aufbruch oder bessere Zeiten
sowie die ungebrochene Freude an Kleinigkeiten.
Oder
bedeuten diese Kleinigkeiten
gar viel mehr, als uns oft bewusst?
Was macht das Leben aus?
Eine Villa, ausbeuterischer Genuss
oder ein Lifestyle in Saus und Braus?
Nein, mitnichten.
Innehalten,
Freude einschalten
an Licht und Wärme,
sowie Blumen und Grün,
mit lieben Menschen Zeit verbringen,
gut essen, reden
einfach leben.
Ist
die Menschheit noch zu retten?
Keine Ahnung,
wer weiß das schon,
aber viele kleine Gesten
für sich selbst und den Nächsten
ergeben Lebensfülle und Nähe,
im Großen und im Kleinen.
Das ewige, manchmal mühsame Spiel des Lebens
scheint aus diesem Blickwinkel
nicht vergebens.
Jessica legte das Buch beiseite und trank gedankenverloren ihren Kaffee. Vögel zwitscherten und am Horizont färbte sich die Sonne langsam rot. Ein Gefühl von Frieden breitete sich in ihr aus. Alles war in diesem Moment gut, so wie es war. Der hektische Arbeitstag, Gedankenschleifen an Flo und die aufgeregten Menschen im Supermarkt vorhin schrumpften in sich zusammen und es öffnete sich in ihr ein innerer Raum aus Harmonie und Ruhe. Sie schloss die Augen und fühlte die Wärme der untergehenden Sonne auf dem Gesicht. Der Augenblick war perfekt, sie hatte noch nicht einmal Lust aufzustehen, um sich eine dieser cremigen Oster-Schokokugeln aus der Küche zu holen. Nur hierbleiben und diesem inneren Frieden in sich nachspüren, war gerade das einzig Wichtige.
Fortsetzung folgt
Liebe
Leserinnen und Leser,
liebe Freundinnen und Freunde,
ein
frohes Osterfest wünsche ich Euch.
Der
Wahnsinn auf der Welt nimmt anscheinend nicht ab, aber wir sind trotzdem noch
da. In den letzten Wochen habe ich eine „Nachrichten-Diät“ gemacht, d. h. nur
eine Nachrichtensendung pro Tag geschaut und alle Nachrichten Apps vom Mobiltelefon
gelöscht. Mein Fazit: Das werde ich beibehalten!
Lasst
es Euch gut gehen und genießt den Frühling.
Viele
Grüße von der Autorin