Sonntag, 26. September 2021

000.8 - Heute schon gewählt?

Liebe Leserinnen und Leser, 
liebe Freundinnen und Freunde, 

heute ist ein besonderer Tag. Habt Ihr schon Euer Kreuz gesetzt? 






Einen schönen sonnigen Tag wünscht Euch Eure Autorin




Sonntag, 12. September 2021

#006.23 – Sarah – Das Ende eines Sommers

#006.23 – Sarah – Das Ende eines Sommers

Dies ist das Zuhause der Menschen, Haustiere und
meiner Geschichten. :-)



Heute kommt Sarah wieder zu Wort.
Sie wohnt im 2. Stock rechts.


Das Ende eines Sommers



Sarah trug ein altes verwaschenes T-Shirt und eine Jeans mit einem Kaffeefleck. Ihre Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und ihr ungeschminktes Gesicht glänzte ein wenig. Sie stand auf ihrem Balkon und schaute durch die Balkontür auf die zahlreichen aufgestapelten Umzugskartons in der Ecke des Wohnzimmers. An der Wand lehnten Bilder und auf dem Boden standen eine Flasche Wasser und ein Pizzakarton. Der Klappstuhl und einige Blumentöpfe auf dem Balkon wirkten wie Theaterrequisiten. 

In den letzten Wochen war so viel passiert. Nicht nur die Pandemie hatte die Dynamik verändert, sondern auch in Sarahs Leben hatte sich alles auf den Kopf gestellt. 

Normalerweise plante Sarah alles akribisch, Risiken wurden abgewogen und spontane Veränderungen waren bei ihr eher selten, egal, ob es um eine  Entscheidung für eine neue berufliche Herausforderung, einen Wohnort oder einen neuen Menschen an ihrer Seite ging. Stets hatte sie in der Vergangenheit einen kühlen Kopf bewahrt und Veränderungen langsam und mit Bedacht geschehen lassen.

Der zweite Sommer während der Corona Pandemie hatte bei Sarah hingegen alles verändert, auch ihre sonst eher rationale Art, Lebensentscheidungen zu treffen. Es fühlte sich an, als sei sie in ihr eigenes Paralleluniversum katapultiert worden, von dessen Existenz sie bisher noch nicht einmal etwas geahnt hatte.  

Sie wurde von einem leichten Schwindelgefühl erfasst und setzte sich auf den Klappstuhl neben dem Pizzakarton. Morgen würde der Umzugswagen vorfahren und mit sämtlichen Möbeln, Hausrat, Zimmerpflanzen nach Hessen fahren. Sarah plante, sich mit ihrem vollgepackten Auto ebenfalls mehr als 400 km gen Süden zu bewegen, um ein komplett neues Leben zu beginnen. Für den kommenden Mittwoch war ein Termin mit dem Hausmeister vereinbart worden, um ihre Wohnung zu übergeben, was bedeutete, dass sie nochmals hierher zurückkehren würde. 

In der Rückschau auf die vergangenen Sommerwochen erkannte sie sich selbst kaum wieder. 

Sie war in ihrem Urlaub nach Hessen gefahren, um ihren Brieffreund Thomas in seinem malerischen Heimatstädtchen zu besuchen. Schon in der langen Phase des Lockdowns, als es nur den Kontakt per Brief gab, war eine intensive Verbindung zwischen ihr und Thomas entstanden. Sie hatte sich ihm, trotzdem sie ihn zu dem Zeitpunkt persönlich nie begegnet war, schon ungewöhnlich nah gefühlt. Bei ihrem ersten Treffen hatte sich dieses Gefühl noch verstärkt. 

Die gemeinsame Zeit in Hessen war zauberhaft gewesen. Thomas hatte ihr verwunschene Orte gezeigt. Sie hatten einträchtig Hand in Hand mit Maske im Kino gesessen und einen Film mit viel Landschaft und wenig Handlung geschaut. Die Studenten waren abends wieder in der Stadt unterwegs gewesen und ihre Lebensfreude war ansteckend. Die lauen Sommernächte taten ihr Übriges, um Raum, Zeit und die Magie zwischen zwei verliebten Menschen neu erstrahlen zu lassen.  

An ihrem Abschiedsabend am Edersee hatte Thomas Sarah gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, nach Hessen zu ziehen. Dabei hatten sie auf der Terrasse seines Ferienhauses gesessen, gekühlten trockenen Weißwein getrunken und dem Spiel der Wellen zugesehen. Die letzten rot eingefärbten Sonnenstrahlen hatten eindrucksvolle  Lichteffekte auf die gekräuselte Wasseroberfläche des Sees gezaubert. Sie blickten in Richtung eines Segelbootes, welches offensichtlich den kleinen Hafen ansteuerte. Die Zeit schien in diesem Moment still zu stehen. Sarah wusste in dem Augenblick, dass sie mit diesem Mann alt werden wollte. Wie kostbar die Lebenszeit war, hatte die Pandemie gezeigt. Also, worauf noch warten? Alles ließ sich organisieren. 

Und genau so war es gekommen. Jeder Schritt fügte sich sinnvoll an den Nächsten. 

Am ersten Arbeitstag nach dem Urlaub hatte sich Sarah mit ihrem Kollegen Matthias zum Mittagessen verabredet. Während die Teller mit den Mittagsgerichten vor ihnen standen, erzählte Sarah ihrem Kollegen, dass sie sich in einen Mann in Hessen verliebt hatte. Alle weiteren Umzugspläne behielt sie aber noch für sich. Matthias zeigte Verständnis und schaute ein wenig traurig. Offensichtlich hatte er sich mehr als eine gute kollegiale Beziehung mit Sarah gewünscht. 

Sarah schrieb Bewerbungen und plante schon den grob den Umzug. In manchen Momenten beschlich sie ein leises Angstgefühl, weil alles auf einmal so schnell ging. Der Angst vor der großen Veränderung stand aber die Gewissheit gegenüber, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Auf einer sehr tiefen Ebene fühlte sich alles stimmig an. 

Vorgestern hatte sie sich an ihrem  letzten Arbeitstag mit Kaffee und Kuchen von ihren Kolleginnen, Kollegen und Matthias verabschiedet. Und nun stand sie hier zwischen all den Umzugskartons, die in Hessen in ihrer neuen kleinen gemütlichen Wohnung am Stadtrand des Studentenstädtchen wieder ausgepackt werden würden. In drei Wochen war Sarahs erster Arbeitstag in einem Unternehmen in einem fremden Bundesland, wo die Menschen nicht nur einen anderen Dialekt sprachen sondern auch eine andere Kultur pflegten. Das war eine echte Herausforderung. Auch ihre Familie und Freunde hier zurückzulassen, war ein Schritt, der richtig schwer fiel. 

Sarah beschloss trotz der bekleckerten Hose und des alten T-Shirts eine Runde im Wald spazieren zu gehen. Zu viele Gedanken türmten sich zu einem unüberschaubaren Berg in ihrem Kopf auf. Sie musste dem ganzen Umzugschaos in ihrer Wohnung zumindest für einen Moment den Rücken kehren, um sich zu sortieren. 

Wie meistens kreuzte Spike, der Kater, draußen ihren Weg. 

„Ich werde dich vermissen“, sagte sie zu ihm, während sie sich neben ihn hockte und sein Fell kraulte. Spike schaute sie mit seinen weisen alten Kateraugen an. Sie schienen zu sagen: ‚Du hast die richtige Entscheidung getroffen, folge deinem Herzen und alles fügt sich genau so zusammen, wie es sein soll.‘

Sarahs Telefon brummte in ihrer Hosentasche. Thomas‘ Name erschien auf dem Display neben dem kleinen Hörer.

„Hallo Sarah, hast du schon alles gepackt? Ich kann es kaum erwarten, dass du hier bist.“

„Ja, die Kartons haben gereicht und mein ganzer Hausrat ist verpackt. Ich bin gerade draußen und brauche ein bisschen frische Luft.“

„Ich hoffe, du bereust deine Entscheidung nicht. Niemand weiß, wie sich alles entwickeln wird. Aber wir sind ein tolles Team und werden es hinbekommen“, sagte er. 

„Ja, ich glaube auch. Ich freue mich, dass alles bis jetzt geklappt hat und morgen der Umzug sein wird. Die erste Nacht in Hessen würde ich gerne bei dir verbringen und nicht zwischen Kartons.“

„Na klar, ich freue mich darauf, dich bei mir zu haben. Bis morgen und fühle dich gedrückt und geküsst“, mit diesen Worten verabschiedete er sich. 

„Ich freue mich auch auf mein neues Leben mit dir“, antwortete Sarah nachdenklich mit leichtem Herzklopfen, „bis morgen.“

Statt eines Spaziergangs kraulte sie ausgiebig den alten Kater und dachte über dieses seltsame, wunderschöne und manchmal schwierige Leben nach, das immer wieder für Überraschungen und Wendungen gut war, auch in Zeiten von Pandemie und Umbruch. 

George Michael, Mary J. Blige - As (Official Lyric Video)  


- Ende (Sarah) -


Liebe Leserin, 
lieber Leser, 

hier endet die Handlung um Sarah und die Betrachtung der Stimmungen während der Corona Pandemie. 

Demnächst starte ich hier mit einem neuen Thema, denn in Sarahs Wohnung wird wieder ein neuer Bewohner einziehen. 

Also, seid gespannt, ich bin es auch, da ich beim Schreiben stark von meiner Intuition gelenkt werde. Oft weiß ich selbst nicht, wohin mich meine eigene Geschichte führen wird. 

Bleibt gesund und positiv in diesen Zeiten des Umbruchs und lasst uns die Welt jeden Tag schöner gestalten. 

Eure Autorin

PS Mein Buch-Projekt geht langsam voran und ich werde Euch natürlich informieren, wenn es veröffentlicht wird. Auf Euer Feedback freue ich mich heute schon.