Sonntag, 25. Oktober 2020

#006.7 – Sarahs Tagebuch – Poesie

 #006.7 – Sarahs Tagebuch – Poesie

Dies ist das Zuhause der Menschen, Haustiere und 
meiner Geschichten. :-)


Heute schreibt Sarah wieder in ihr Tagebuch.
Sie wohnt im 2. Stock rechts.


Ende Oktober – Poesie




Liebes Tagebuch,

heute habe ich ein kleines Gedicht für Dich :-)

Im Herbstwald

Die bunten Blätter schweben
langsam und gemächlich im Wind
dem Waldboden entgegen
und sind
so schön anzusehen.


 

Mit den alten Schuhen durch Blätterhaufen
laufen,
und ab und zu innehalten und
verschnaufen.
Wer hat jetzt die Assoziation zu:
demnächst wieder Glühwein …..........?

Das Jahr ist irgendwie rum
und irgendwie auch nicht.
Hat das in einer bestimmten Weise Gewicht?
Wir leben jetzt und hier,
nicht in der Zukunft am Glühweinstand.
Der in unserer Lebenssanduhr
enthaltene Sand
rinnt still
Körnchen um Körnchen
an der schmalsten Stelle.
Die Körnchen dort sind zu beachten,
alles andere ist nicht relevant.

Die Körner oben sind die Zukunft,
wer weiß schon, was sie hält bereit?
Die Körner unten sind die Vergangenheit,
tot, kalt und nicht mehr zu ändern.
Die schmale Stelle in der Mitte:
Das ist das Jetzt,
in dem das Leben passiert.
Leider wird diese tiefe Wahrheit
oft ignoriert.

So laufe ich weiter durch den Wald
durch noch mehr raschelnde Blätterhaufen.
Menschen und Hunde,
die rennen, kläffen und raufen,
begegnen mir
an der einen oder anderen Stelle hier.
Fühle mich wie neu,
in dieser bunten Blätter-Zauberwelt
in der Nase der Geruch nach Waldboden und Moos,
die kleinen Dinge, nein Körnchen, des Alltags sind so groß. 



Erst einmal Ende von Sarahs Tagebuch

Sonntag, 18. Oktober 2020

#006.6 – Sarahs Tagebuch – Dialoge

 

Dies ist das Zuhause der Menschen, Haustiere und
meiner Geschichten. :-)


Heute schreibt Sarah wieder in ihr Tagebuch.
Sie wohnt im 2. Stock rechts.

Mitte Oktober – Dialoge


Liebes Tagebuch,

dieses Wochenende hatte ich einen Online-Kurs 'kreatives Schreiben' gebucht.

Tagebuch schreiben bringt mir immer mehr Spaß und wer weiß, vielleicht veröffentliche ich irgendwann ein Buch?

Ein Thema dieses Kurses lautete „Dialoge“.

Dialoge bringen die Handlung voran“, hatte die Dozentin erklärt, „außerdem wird die Handlung für den Leser lebendiger und greifbarer.“

Als kleine Übung hatte ich einen typischen Dialog mit meinem inneren Schweinehund aufgeschrieben. Der kam bei der Dozentin und anderen Teilnehmern gut an. Hier ist ein kleiner Auszug daraus:

Sarah: „Es ist Sonntag 11.30 Uhr. Ich sollte jetzt wirklich aufstehen und etwas Produktives tun.“

Schweinehund: „Bist Du wahnsinnig? Du hast heißen Kaffee und noch ein halbes Brötchen auf dem Tablett neben Deinem Bett. Wieso – um alles in der Welt – möchtest Du diesen warmen und kuscheligen Ort verlassen?“

Sarah: „Irgendwie stimmt es ja, aber ….. was ist mit der Wäsche, die noch gebügelt werden müsste? Oder der Abwasch, der noch zu erledigen ist? Hast Du eine Idee, wer das tun könnte?“

Schweinehund: „Das ist vollkommen unwichtig. Für die nächsten Tage gibt es genügend Kleidung in Deinem Schrank und der Abwasch kann warten. Die Teller und Tassen werden nicht weglaufen.“

Sarah: „Du hast ja so recht. Was soll ich da draußen in der Kälte? Wenn ich mir vorstelle, nur meinen großen Zeh unter meiner Decke nach draußen zu strecken, läuft es mir schon eiskalt den Rücken herunter. Aber ….“

Schweinehund: „Kein „Aber“. Alles ist gut, so wie es ist.“

Sarah: „Und wenn ich etwas Tolles verpasse? Ich könnte eine Radtour machen, Kastanienmännchen basteln oder Gitarre spielen.“

Schweinehund: „Was für ein Quatsch! Es war eine anstrengende Woche. Das alles tut Dir nicht gut.“

Sarah: „Ich wollte bis gestern unbedingt Kastanienmännchen basteln und meine Deko damit ergänzen. Bewegung ist super und meine Gitarre entführt mich immer in unbekannte Musik-Welten. Was sagst Du dazu, Du Schweinehund?“

Schweinehund: „Bewegung wird überbewertet, Kastanienmännchen sind komplett überflüssig und Musik-Welten kannst Du an einem anderen Tag entdecken. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“

Sarah: „Dann einigen wir uns auf einen Kompromiss. Ich starte jetzt eine entspannte CD und fülle in der Küche noch Kaffee nach. Wenn die CD zu Ende ist, stehe ich auf und werde alle diese Dinge tun.“

Schweinehund: „Mach das und wir werden sehen, wer im Endeffekt am längeren Hebel sitzt.“

Ende offen ….


So, liebes Tagebuch, jetzt könnten wir beide - als Schreibübung für mich - einen Dialog beginnen. Was meinst Du?

Tagebuch: „Okay, Sarah. Worüber wollen wir uns unterhalten an diesem Sonntag im Oktober? Gibt es etwas, was Dich aktuell beschäftigt?“

Ich: „Ja, ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll.“

Tagebuch: „Versuche es einfach, ich habe Zeit.“

Ich: „Danke für die Geduld. Geduld für das Zuhören haben andere Menschen meistens nicht. Das ist schon ein Teil dessen, was mich gerade beschäftigt.“

Tagebuch: „Versuche doch einmal zu erklären, worüber Du genau gerade nachdenkst.“

Ich: „Manchmal denke ich, dass ich nicht in diese Welt gehöre. Alles ist so laut und grell, es gibt keine Zeit für inneres Wachstum sondern nur das Zeigen von Status ist anscheinend wichtig.“

Tagebuch: „Hast Du ein Beispiel?“

Ich: „Vor einigen Wochen hatte mich ein Mann, der an mir interessiert war, zum Essen eingeladen. Ich dachte zumindest, dass er an mir als Person interessiert war. Während unseres Treffens redete er ohne Punkt und Komma nur über sich, seinen beruflichen Erfolg, sein großes Haus und so weiter. Ich kam als Individuum gar nicht vor, eher meine äußeren Merkmale, meine Figur und Haarfarbe. Er hielt einen Monolog, weil ich höflich bin und ihn nicht unterbrach. Es war echt seltsam. Nach dem Essen hat er mich nach Hause gebracht, natürlich mit seinem Riesenauto. Es fühlte sich irgendwie leer an.“

Tagebuch: „Wolltet Ihr Euch wiedertreffen?“

Ich: „Nein, ich habe ihm am nächsten Tag höflich geschrieben, dass es für mich nicht passt und den Kontakt beendet.“

Tagebuch: „Dann ist doch alles gut.“

Ich: „Es ist für mich ein Beispiel von vielen. Das Echte scheint oft nicht mehr zu existieren, zumindest für die meisten. Häuser und Autos sind wichtiger. Wo ist in dieser Welt mein Platz? Manchmal kann ich Brücken bauen, das gelingt aber meistens nicht, weil es so wenig Resonanz dafür gibt und alles so hektisch und laut ist.“

Tagebuch: „Hast Du bei dem Treffen mit diesem besagten Mann versucht, Brücken zu bauen?“

Ich: „Ja, natürlich. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass in ihm etwas arbeitete, weil ich meine Meinung zu bestimmten Themen geäußert habe, sofern ich zu Wort kam.“

Tagebuch: „Welche Themen?“

Ich: „Das Thema körperliche Begegnung zwischen zwei Liebespartnern. Meine Meinung ist, dass nur eine Bindung diese Begegnung erfüllend gestalten kann. Ohne Bindung gibt es aus meiner Sicht nur einen leeren, mechanischen Vorgang. Dem hat er sogar zugestimmt, wirkte aber etwas ratlos. Dann hat er schnell wieder das Gespräch in eine andere Richtung gelenkt: Auf Dessous, die er bei Frauen heiß findet und auf vermeintlich wichtige Leute, die er kennt .“




Tagebuch: „Ach so, dieses Thema. Männer denken darüber wahrscheinlich wirklich anders als Frauen. Aber ich bin ja nur ein Buch aus Papier und kann das nicht beurteilen.“

Ich: „Das mag sein.“

Tagebuch: „An Deiner Stelle würde ich einfach nach Menschen Ausschau halten, die mehr zu bieten haben als nur ihren Besitz. Besitz ist an sich nichts Verwerfliches, er sollte allerdings keine innere Leere kompensieren. Dessous können auch etwas sehr Schönes sein, wenn sie nicht das Einzige sind, was zwei Liebende verbindet.“

Ich: „Innere Leere spüre ich bei meinen Mitmenschen oft, nicht nur bei Männern, die an mir als Frau interessiert sind. Die innere Leere, die mir entgegen schreit, ist manchmal kaum auszuhalten.“

Tagebuch: „Freue Dich doch darüber, dass es bei Dir anders ist.“

Ich: „Dafür bin ich sehr dankbar. Da die meisten anders zu sein scheinen als ich, ist es aber auch ein einsames Gefühl. Natürlich davon ausgenommen sind meine guten langjährigen Freunde. Im Zusammensein mit ihnen spüre ich viel Nähe und es entstehen viele echte Ideen und Aufbruchstimmung.“

Tagebuch: „Hat Dich das Abendessen mit dem Verehrer Deiner Figur und Haarfarbe und der Vorliebe für bestimmte Dessous aktuell so nachdenklich gemacht?“

Ich: „Das ist wohl so. Es wird soviel echtes Potential verschenkt, wenn der Fokus ausschließlich auf Äußerlichkeiten liegt.“

Tagebuch: „Dann bin ich gespannt, wie es weitergeht. Lasse Dich nicht irre machen. Du kennst ja schon Menschen, die das Echte leben und lieben.“

Ich: „Danke für dieses tolle Schlusswort. Schön, dass es Tagebücher gibt, um diese Gedanken aufzuschreiben.“


Und genau hier enden alle Worte dieser Welt, musikalische Schönheit und Intensität bis an die Schmerzgrenze:  

Nigel Kennedy: The Lark Ascending: Romance for violin and orchestra

Dialog Ende

So genug der Schreibübungen für heute. Jetzt gehe ich wirklich noch einmal vor die Tür, Schweinehund hin oder her. Der Schweinehund wird definitiv beleidigt sein. Vielleicht treffe ich draußen den Kater Spike. Er ist so ähnlich wie ein Tagebuch und hilft dabei, Gedankenknäuel zu entwirren.


Fortsetzung folgt